Sozialer Beifang 1.0 – Social Human Installation
Was Meseg neben seinem sozialen Engagement zu der neuen Installation „Sozialer Beifang“ inspirierte, war eine Gedankenwanderung, die von der menschlichen Gesellschaft hinführte zu einer vergleichbaren anderen Macht: dem Meer. Lebensspender und Vernichter zugleich, unendlich weit, wild und schön. Mal ein von Dichtern besungener Spiegel der sinkenden Sonne, mal ein kalter Tarnmantel grausamer Elemente.
Wer die Übereinstimmung erkennt zwischen Meer und Menschheit, dem drängen sich bei dem Titel „Sozialer Beifang“ Bilder auf:
Ein Trawler auf dem Menschenmeer, unterwegs zu den besten Fanggründen. Er wirft seine Netze über die rauschenden Wellen, deren makellose weiße Schaumkronen an die Reichen und Schönen erinnern, die ein Leben im Sonnenlicht führen. Unter ihnen sind die Fische – der Fang, der für Nahrung und Wohlstand sorgt, vergleichbar mit der arbeitenden, steuerzahlenden Bevölkerung.
Sinkt das Netz etwas tiefer, fängt es Jungfische ein. Was nicht geschehen soll, denn die Kleinen sichern den Fangerfolg der Zukunft, die Einnahmen, den Wohlstand. In der Dunkelheit darunter verbringen die Alten den Rest ihres Lebens – ein Stück weit vergessen, ein bisschen ungenießbar, wenig geschätzt, wenig beachtet.
Noch tiefer darf das Netz aber nicht sinken, denn, wenn es über den Meeresboden schleift, wo Sand und Steine den Platz bescheidener Nahrung einnehmen, wo es kalt und einsam ist und sich die Sonne niemals hin verirrt, dann zieht man mit dem Bergen der Netze ungewollten Beifang an Bord. Mager, alt, verbraucht, vom Leben enttäuscht, von seinen Mitmenschen vergessen.
Kann man damit etwas anfangen? Dennis Meseg meint: Ja! Man kann hinsehen und nachdenken. Kann die Lebensumstände der Obdachlosen verbessern. Mitgefühl zeigen. Und Respekt. Es würde das Menschenmeer zu einem besseren Ort machen. Für uns alle. Denn wir alle sind kleine Fische in einem wilden Element, das keine Garantien verteilt auf ein immerwährend glückliches Leben.
Zu sehen ist die Installation noch bis zum 18.10.2021 in der aktuellen Einzelausstellung in Wesseling.