Mikroplastik Produzier Maschine Dennis Josef Meseg

Die Mikroplastik-Produzier-Maschine Version 1.1 – Ein Experiment


Saubere Wege, saubere Grünflächen, auf den Wellen des Rheins schaukelt nichts als ein paar Möwen. Freiwillige Helfer haben den achtlos weggeworfenen Müll eingesammelt, den unsere Wohlstandsgesellschaft pausenlos produziert, und wie schön ist es, nach getaner Arbeit am Ufer spazieren zu gehen! Wie gut für die Seele. Und das Gewissen.

Doch wo ist er hin, der Müll? Was wurde aus ihm? Haben wir tatsächlich die Welt vor dem Untergang in einer Plastikflut gerettet?

Die Antwort findet sich in der Aristokrass-Galerie in Köln. Dort wird vom 4. Mai bis Anfang Juni 2022 eine neue Installation des Künstlers Dennis Josef Meseg gezeigt, die als metaphorische Darstellung ein gut gehütetes Geheimnis der Abfallverwertungsindustrie lüftet: Die Mikroplastik-Produzier-Maschine.

Flyer Mikroplastik-Produzier-Maschine Ein Experiment

In einem schmalen, langen Raum liegt angehäufter Plastikmüll, den der Künstler selber aus dem Rhein und der Natur geholt hat. In der Mitte steht eine altertümliche Waschmaschine, ein Toplader mit vier nach unten gerichteten Armen und einem Schlauch an der Wand, als angedeutetem Abfluss.

Betätigt man den Startknopf, drehen sich die Arme durch den eingefüllten Plastikmüll wie ein Quirl. Immer weiter. So lange, bis von den Flaschen und Tuben, den Verschlüssen und dem billigen Spielzeug nichts mehr übrig bleibt außer einem Haufen winziger Krümel – Mikroplastik, die diskret im Rhein entsorgt wird.

Niemand kann sie bergen, selbst der engagierteste Naturschützer nicht. Wir nehmen sie über das Trinkwasser auf, massieren sie mit Cremes und Shampoos in unsere Haut, atmen sie ein. Fische sterben daran, Gewässer ersticken, Menschen werden krank.

Wer den Startknopf drückt, der macht sich mitschuldig am Sterben der Umwelt und ihrer Bewohner. Natürlich sind es immer nur „die anderen“, man selber kann nichts dafür.

Um diese Schutzbehauptung auf den Prüfstand zu stellen, hat der Künstler in seiner Installation ein Experiment verarbeitet:

An der Schaufensterscheibe, für den Betrachter gut sichtbar, wird die Mikroplastik-Produzier-Maschine mit allen notwendigen Informationen erklärt. Außen an der Galerie ist ein Buzzer montiert. Drückt man ihn, startet man damit die Mikroplastik-Produzier-Maschine (aus Sicherheitsgründen nur während der Öffnungszeiten). Auf einem Monitor kann man verfolgen, wie Plastikmüll zu Mikroplastik wird, die im Abwasserkanal landet und von dort in den Fluss und die Meere gespült wird.

Beim Auslösen des Buzzers erscheint auf dem Monitor im Schaufenster folgender Film:

Mikroplastik Produzier Maschine

Den Buzzer zu drücken ist so leicht wie einen Joghurtbecher ins Gebüsch zu werfen. Das eine geschieht aus Trägheit, das andere aus Neugier darauf, was geschehen wird, wenn man diesen Knopf betätigt. Was beide Taten gemeinsam haben, ist die Gedankenlosigkeit, mit der sie ausgeführt wurden.

Der Buzzer ist auch außerhalb der Geschäftszeiten bereit. Drückt man ihn, wird das Licht in der Galerie eingeschaltet, und der Monitor mit dem Film springt erneut an. Denn Umweltsünden und das Aufzeigen derselben sind an keine Zeiten gebunden.

Aber auch nicht das Nachdenken!

Es wäre so viel besser, unserer Mikroplastik-Produzier-Maschine den Stecker zu ziehen. Neue Wege zu finden. Ein Leben zu führen, das der Welt und allen Geschöpfen darin gleichermaßen Platz lässt für ein gutes Dasein.

06.06.2022: Die Auswertung der anonymisierten Video-Mitschnitte läuft. Wieviele Menschen haben die Buzzer gedrückt und wieviele nicht!? Wir sind gespannt.

    Wenn Sie an dieser Installation für Ihre Stadt, Gemeinde, Ihren Verein, Ihre Galerie, Ihr Museum oder ein anderes Unternehmen interessiert sind, können Sie sich hier über die Verfügbarkeit und den Mietpreis informieren.