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It is like it is – München / Marienplatz


Datum
18. November 2020 | 10:00 - 18:00

Ort
München

Installation aus 111 maskierten Schaufensterfiguren

49. Tagebucheintrag

München wurde dann doch irgendwann zu einer äußerst persönlichen Sache. Ehrlich gesagt war ich von München noch nie so wirklich begeistert und habe mich dort auch nie wirklich wohl gefühlt. In meiner Zeit als Unternehmer war ich des Öfteren München zu Seminaren und auch privat verbrachte ich öfter mal einige Nächte dort. Man kann also nicht sagen, ich hätte es nicht versucht. Aber wirklich warm geworden bin ich mit München leider nie.

Das fing schon recht früh an, als ich das zweite Mal zu einem Seminar nach München fuhr. Normalerweise fuhr ich immer mit dem Auto, aber irgendwann nervten mich die Baustellen auf dem Weg nach München doch so sehr, dass ich auf die Bahn umstieg.
In der Bahn rempelte ich versehentlich eine sehr aufpolierte ältere Dame mit meiner Tasche an. Die ältere Dame zischte mich direkt in dem typisch hochnäsigen Münchner Dialekt von der Seite an, dass ich schlagartig eine Gänsehaut bekam. Ich entschuldige mich, aber sie hörte nicht auf zu zetern, selbst ein als ein anderer Sitznachbar die Dame zu beruhigen versuchte. “Das hat der junge Mann doch sicherlich nicht extra gemacht”, sagte er zu ihr. Nach einiger Zeit schien sie sich zu beruhigen und kurze Zeit später schien ihr das ganze doch so unangenehm geworden zu sein, dass Sie ihren Platz verließ und sich woanders hinsetzte.

Ich persönlich finde, dass viele Münchner auf mich, als lockeren Rheinländer, immer sehr schnell Arrogant wirken. Ich habe immer das Gefühl, in München ist jeder wichtiger als der Andere. Aber vielleicht ist das, aufgrund anderer Erfahrungen, auch nur mein subjektiver Eindruck.

Das mit den vielen Baustellen erkannte damals wohl auch die Deutsche Bahn und ließ diesen Faktor doch recht kräftig mit in die Preisgestaltung der Tickets fließen. Es war unverhältnismäßig teuer mit der Bahn nach München zu fahren und dabei fuhr ich 2. Klasse und ohne Sitzplatzreservierung. Aber dieses Verhalten kennt man ja aus der Wirtschaft. Aus der Not der Mitmenschen wird ordentlich Kasse gemacht. Sei es beim Sprit für unsere Autos, kurzfristige Leihwagenbuchungen oder eben Bahntickets.

Aber zurück zu München…

Schon seit längerem versuchte ich über das Kulturamt der Stadt München eine Genehmigung zu bekommen für die Aufstellung meiner Installation auf dem Marienplatz. Aber alle Mühe schien vergebens. Weder das Kulturamt wollte die Installation in der Stadt haben, noch der Kulturdezernent und auch der Kunstverein in München wollte mir damals nicht dabei helfen eine offizielle Genehmigung für die Installation zu bekommen oder einen anderen attraktiven Standort zu finden. Es war wirklich traurig und auch sehr enttäuschend (aber auch erleuchtend) für einen jungen Künstler, wenn man so dermaßen abgebügelt wird. Zumal ich ja nicht einmal Geld dafür haben wollte oder irgendeine andere Art der Unterstützung.

Irgendwann fing ich dann an, die Sache persönlich zu nehmen. Meines Erachtens kann es nicht sein, dass einige wenige Verwaltungsmitarbeiter darüber entscheiden, was die Bevölkerung an Kunst zu sehen bekommt und was nicht. Ich finde hier läuft in den Stadtverwaltungen einiges schief. Genau wir im Kulturamt anderer Städte sitzen hier oft einige traurige gescheiterte Künsterexistenzen, denen dann irgendwann nichts anderes übrigblieb, als in einen Verwaltungsberuf zu wechseln, da die Karriere als Künstler oder Künstlerin dann doch nicht so funktioniert hat wie erhofft. Und das ist eigentlich noch trauriger als die Tatsache, dass hier ein erheblicher Machtmissbrauch stattfindet.

Ich persönlich finde, dass hier niemand eine “Vorauswahl” treffen darf, was in einer Stadt gezeigt wird oder nicht. Hier müsste der Gerechtigkeit halber immer das Losverfahren entscheiden. Und wenn die Künstler dann nicht einmal ein Honorar verlangen und die ganze Aktion aus eigener Tasche bezahlen, dann erst recht.

Es könnte so viel mehr unterschiedliche “Kunst” in den Städten gezeigt werden, als das was man dann letztendlich aus der Perspektive von meist nur ein paar weniger Menschen als “offiziell anerkannt Kunst” dann letztendlich zu sehen bekommt. Und das ist dann auch egal ob Kulturamt oder öffentliche Museen. Auch hier wird lieber zum 100. Mal Picasso auf der Kiste geholt, als mal etwas zu wagen und neue Dinge zu zeigen. Vielleicht sollte ich mal in die Verwaltung wechseln… aber erst wenn meine Karriere ein absehbares Ende hat. 😉

Aber (wieder) zurück zu München… 😅

Von einem Thema konnte ich übrigens schon immer sehr schnell und ausschweifend abweichen. Hatte ich doch in der 8. Klasse mal einen Aufsatz in Deutsch mit der Note 6 abgewertet bekommen, da ich das Thema verfehlte.

Aufgabe war es nämlich einen Aufsatz über einen Vater und seinen Sohn zu schreiben, die zusammen an einem Seifenkistenrennen teilnehmen wollten. Ich machte daraus eine 5 seitige Geschichte die zwar genau mit dem Thema anfing, aber auch nur bis zu dem Baumarkt, in dem Vater und Sohn zu Beginn das für die Seifenkiste benötigte Material einkaufen wollten. Hier gab der Sohn dann einem Obdachlosen vor dem Eingang vom Baumarkt ein wenig Kleingeld und ab dem Moment ging es nicht mehr um die Seifenkiste.

Der Odachlose kaufte sich davon ein Spiellos im Kiosk und gewann sehr viel Geld. Und nach der ersten Seite, ging es dann 4 weitere Seiten nur noch um den Obdachlosen und was weiter aus ihm geworden ist. Die Geschichte Endete dann mit dem ungefähren Wortlaut: “Und nachdem der Obdachlose (der übrigens Fred hieß) dann glücklich, verheiratet und mit 3 Kindern in einem Haus am Meer wohnte, gewannen übrigens auch der Vater und der Sohn das Seifenkistenrennen. Ende der Geschichte. Fine!

Meine Mutter bekommt heute noch einen Lachkrampf, wenn wir auf dieses Thema kommen. Meine Geschichte wurde übrigens auch vor der Klasse vorgelesen, als sehr gutes Beispiel dafür, wie man ein Thema verfehlen kann. Ich war heilfroh, dass ich an diesem Tag nicht in der Schule war. Puhhh, Glück gehabt… 😏

Aber zurück zu München…

Irgendwann war es mir dann zu blöd, mich dermaßen von oben herab behandeln zu lassen und ich wechselte zu Plan B und meldete eine Demonstration an. Und zwar für einen ganzen Tag und zwar genau auf dem Marienplatz direkt vor dem Rathaus. Basta… hier würde ich gerne das Stinkefinger-Emoji verwenden, aber das verbietet mir haarscharf meine gute Kinderstube. 🤭

It is like it is - Installation Dennis Josef Meseg München Marienplatz Tage später ging es dann auch schon los. Bei einer solch langen Anreise dauerte eine solche Aktion dann immer drei Tage. Einen Tag für die Anreise und das Abchecken der Örtlichkeiten. Einen Tag für die Ausstellung ähh pardon “Demonstration” und einen Tag für die Rückreise.
Anders wäre eine solche Kunst-Aktion auch nicht machbar gewesen, wir wollten diese Kurztrips ja auch genießen und nicht einfach nur “abarbeiten”.

Früh morgens bauten wir die Installation auf und die Münchener Bevölkerung war begeistert. Wir führten wieder unzählige Gespräche und es wurden unzählige Fotos gemacht und durch die Welt geschickt.

Am späten Nachmittag bot uns ein junger Mann an, die gesamte Installation mit einem 50.000€-Scanner zu digitalisieren. Wir blieben dafür extra noch ca. 1 Stunde über den geplanten Veranstaltungszeitraum hinaus auf dem Marienplatz. Leider habe ich den Scan nie zu Gesicht bekommen. Der junge Mann meldete sich einfach nicht mehr bei mir. Sicherlich ist hier beim Scannen etwas schief gegangen. Wirklich schade, ich hatte mich sehr darauf gefreut.



It is like it is - Installation Dennis Josef Meseg München Marienplatz

Dafür habe ich dann später eine eigenen professionellen 3D-Scanner gekauft und diesem z.B. bei der neuen Version von “It is like it is” auf der TapeArt in Berlin verwendet.

Alles in Allem war auch München ein voller Erfolg, auch wenn sich hier wirklich niemand von der Presse hat blicken lassen. In den meisten Städten wurde in sämtlichen Medien über die Installation berichtet. In München stand es nirgendwo. Wie auch immer das zustande gekommen ist. Danke, ich fühle mich geehrt, dass ich München so aufmischen durfte. 😎

Wochen später bekam ich Post vom Ordnungsamt der Stadt München mit einem Bußgeldbescheid und einem Anschreiben des Mitarbeiters aus dem Kulturamt. Recht beleidigt formuliert, wollte er mich doch nochmal darauf hinweisen, dass er mir die ganze Kunst-Aktion doch untersagt hätte und wie ich dazu kommen würde, trotz der fehlenden Genehmigung nach München zu reisen und meine Kunst-Installation auf dem Marienplatz zu zeigen.
Meine Antwort blieb kurz und knackig. Ich schickte dem freundlichen Herrn einfach eine Kopie der Ankündigung meiner Demonstration von der Münchener Polizei mit einem großen, breit grinsenden Smiley (wie gesagt, Stikefinger-Emoji ist nicht) auf der Kopie und den Worten. “Warum “Kunst-Aktion” das war doch eine angemeldete “Demonstration”!?” 😼 Daraufhin hörte ich nie wieder was von dem Bußgeldbescheid. Allerdings brauche ich sicherlich auch nie wieder etwas beim Kulturamt der Stadt München anzufragen. 🤹

Logo Leichtsinn

Pressespuren

Spuren in der Presse dieser Kunst-Aktion


Diese Aktion ist natürlich auch an der Presse nicht spurlos vorbeigegangen.

Zur Spurensuche

Hier geht die (un)fassbare Reise weiter ➡ Installation „It is like it is“ – Winterberg/ Skipiste

Details

Datum:
18. November 2020
Zeit:
10:00 - 18:00
Eintritt:
Kostenlos
Veranstaltungskategorie:
Webseite:
https://www.dennis-josef-meseg.de/installationen/it-is-like-it-is/

Veranstaltungsort

München – Marienplatz
Marienplatz
München, BY 80331 Deutschland

Veranstalter

Dennis Josef Meseg
Webseite:
Veranstalter-Website anzeigen