20. Tagebucheintrag

Dortmund eine Stadt mit Herz für freie Kunst. Dortmund war eine der wenigen Städte, bei denen ich die Installation “It is like it is” mit einer offiziellen Genehmigung des Kulturamts ausgestellt hatte.
Bei den meisten Städten waren die Kulturämter leider nicht besonders kooperativ und oft ging das sogar soweit, dass von Seiten der Kulturämter eine Aufstellung untersagt wurde. Aber nicht in Dortmund. Hier scheint der Ruhrpott eine dankbarere Haltung einzunehmen, als viele andere Gebiete und Städte in Deutschland. Diese These hatte auch schon das Kulturamt der Stadt Bochum vor Kurzem bewiesen.

In diesem Zusammenhang stellte sich mir dann schon recht früh die Frage: “In wie weit darf ein Kulturamt bestimmen welche Kunst in einer Stadt gezeigt werden darf und welche nicht!?” Und meist ist die Entscheidung des “Kulturamts” lediglich die kurzsichtige Entscheidung von ein paar oder gar nur eines einzelnen Verwaltungsangestellten. In einigen darauf folgenden Gesprächen mit Freunden und Bekannten zu diesem Thema sagte mir jemand, ich solle vorsichtig sein im Umgang mit studierten Künstlern, die dann im Verlauf Ihrer Karriere gemerkt haben, dass sie künstlerisch nicht besonders erfolgreich sind und wahrscheinlich auch nicht mehr erfolgreicher werden und die dann in irgendwelchen Verwaltungen von Ämtern und Museen oder Ähnlichem gelandet sind. Hier wäre die Wahrscheinlichkeit hoch, dass hier auch Neid und Missgunst vorherrschent sind und nicht immer besonders wohlwollend entschieden wird.
Diese Aussage sollte sich im weiteren Verlauf dieser Tour noch mehrfach bestätigen. Ich werden in diesem Tagebuch, an den entsprechenden Stellen auf dieses Thema zurückkommen.

In Dortmund bekamen wir einen wirklich sehr zentralen und wirklich schönen Platz zur Verfügung gestellt, direkt am Dortmunder U-Zentrum für Kunst und Kreativität – dem Platz von Trabzon oder auch Platz der Partnerstädte genannt. Nicht nur das Kulturamt stand hier von Beginn an auf unserer Seite, sondern das Wetter tat es auch. ☀️

An diesem Tag hatten wir auch das erste Mal zwei neue Spielzeuge dabei. Inspiriert von den tollen Fotos des Drohnenpiloten bei der Austellung der Installation “It is like it is” in Limburg an der Lahn, hatte ich kurzfristig der Drohnen-Führerschein gemacht und hatte eine kleine Drohne gekauft. Meine Flugkünste halten sich zwar absolut in Grenzen, aber es sind trotzdem ein paar schöne erste Bilder und ein kleiner Film entstanden.

Das zweite neue Spielzeug war eine 360 Grad Kamera mit der ich Aufnahmen für Google-Maps machen wollte. Hier sollte ich mir im Verlauf der nächsten Stationen der Ausstellung noch sehr viel Mühe mit den Aufnahmen der 360 Grad Kamera machen. Aber es stellte sich dann schnell raus, dass Google diese Aufnahmen für Maps gar nicht haben wollte. Ich konnte sie zwar hochladen und die Aufnahmen wurden auch fleißig angesehen, aber plötzlich sperrte Google 90% der Aufnahmen und löschte sie kommentarlos aus dem System von Maps. Na danke Google. 😢

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Und es gab an diesem Tag noch zwei Premieren. Und zwar wurden das erste Mal mehrere Figuren von einem Besucher wütend umgestoßen und ein weiterer Besucher versuchte mit einem e-Scooter eine Kinderfigur der Installation zu entwenden, was wir aber verhindern konnten.

Die Bandbreite von Reaktion der Besucher der Installation verschob sich an diesem Tag noch ein klein wenig weiter in Richtung Aggressivität. Wir hatten nun schon ziemlich viele und unterschiedlichste Emotionen bei den Besuchern hervorgerufen. Es wurden auch schon Leute aggressiv und haben uns beschimpft oder versuchten mit uns in einem sehr aggressiven Tonfall über das Thema Corona oder Kunst zu diskutieren. Aber das jemand handgreiflich mit zerstörender Absicht gegenüber den Darstellern von “It is like it is” reagierte, das war wieder mal was Neues.
Aber so schnell der Herr auch auftauchte, so schnelle war er dann auch wieder verschwunden und gemäß des “alten” Paragraphen im “It is like it is – Grundgesetz”: “Nichts was mal nicht mit der Rolle Klebeband wieder hinbekommen würde, ist in diesem Zusammenhang auch nichts Schlimmes passiert.

Die letzte Zerstörung lag ja schon ein paar Tage zurück. Bei der Ausstellung der Installation “It is like it is” in Alfter, an meiner Hochschule an Campus 2, wurden auch mehrere Figuren mutwillig beschädigt oder besser gesagt sogar böswillig zerstört. Aber hier habe ich die Vermutung, dass es sich in Alfter um Jugendliche handelte, die sich in der Nähe der Fundstelle der “It is like it is – Opfer” regelmäßig in den Abendstunden trafen.

Alles in Allem finde ich die Ausstellung in Dortmund eine wirklich runde und gelungene Ausstellung. Auch hier geht mein Dankeschön an das Kulturamt der Stadt Dortmund für die herzliche Unterstützung meiner Kunst-Aktion.

Leider mussten wir einige Tage später feststellen, dass eine unserer Figuren fehlte. Da Dortmund die letzte Station zu diesem Zeitpunkt war, liegt meine Vermutung darin, dass der Herr mit dem eScooter noch einmal wiedergekommen ist und sein Vorhaben doch noch erfolgreich war. Der Verdacht liegt nahe, da es sich bei der fehlenden Figur ebenfalls um eine der Kinderfiguren handelt. Aber ich habe damals schon gesagt, dass ich das als Kompliment nehme. Scheinbar gefielen demjenigen oder vielleicht derjenigen die Figuren so gut, dass es unbedingt eine haben wollte. Oder er/ sie war in der Annahme, dass eine solche Figur in Zukunft sicherlich im Wert steigen würde und dass er/ sie somit nun einen kleinen Schatz in seinem/ ihrem Besitz weiß. Dankeschön für die “Vorschuss-Lorbeeren”… 😉

Hier geht die (un)fassbare Reise weiter ➡ Installation „It is like it is“ – Limburg (2) Alte Lahnbrücke und Limburg