25. Tagebucheintrag

Schloss Augustusburg hatte ich schon länger als Wunschziel auf meiner Liste. Und da ich irgendwie mit der Kontaktaufnahme zur Verwaltung nicht weitergekommen bin, dachte ich mir an diesem Tag, wir packen einfach kurzfristig unsere zwei drei Darsteller ein und schauen mal, ob wir nicht ein lauschiges Plätzchen für Sie auf dem Gelände oder irgendwo außenherum finden.
Warum Schloss Augustusburg?
IILII vor einer solch geschichtsträchtigen Kulisse aufzubauen, stellte ich mir die ganze Zeit schon sehr intensiv vor. Und wie man an den Fotos sieht, lag ich mit meiner Vermutung nicht ganz falsch.

An diesem, doch schon etwas vorangeschrittenen Tag, entschloss ich mich dann die Figuren nicht auf dem Gelände des Schlosses aufzubauen, sondern zwischen Brühler Bahnhof und Schloss, direkt vor dem Tor zum Park. Einerseits hatte ich irgendwie keine Lust auf Stress an diesem Tag, andererseits war so auch das gesamte Schloss samt dem Schlossgartentor mit auf den Fotos.
Wir fuhren also mit unseren beiden Transportern vorsichtig in Richtung Toranlage und bauten dann ratzfatz alle Figuren auf. Da ich hier in der Annahme war, man würde uns binnen kürzester Zeit verjagen, bauten wir die Figuren in Windeseile auf um zumindest ein Foto mit allen Darstellern vor dem Schloss machen zu können.

Aber auch zwei Stunden später war vor der Schlossverwaltung nichts zu sehen. Es hatten bisher sogar mehr als ein Dutzend Menschen einen Streifzug durch die Figuren gemacht und die spontane Kunst-Aktion sichtlich genossen. Jeder fing in diesen Zeiten nämlich langsam an, die fehlende Kunst- und Kulturszene zu vermissen. An fast allen Volksweisheiten ist ja auch irgendwas dran und gemäß der Weisheit: “Man merkt erst was man hatte, wenns weg ist.” Wurde nun auch vielen Menschen bewusst wie wichtig Kunst und Kultur für die menschliche Seele und den Verstand sind.

Plötzlich stand eine Gruppe junger Frauen in der Installation und formierte sich zu einem Kreis, selbstverständlich mit dem mittlerweile üblichen Corona-Abstand. Es stelle sich heraus, dass die Frauengruppe ein Kollektiv aus Musizierenden war und sie fühlten sich durch die Installation dazu inspiriert ein Ständchen zum Besten zu geben.

Kurz vor 18:00 Uhr sah ich auf einmal in der Ferne, innerhalb des Schlossgartens, den Parkwächter auf seinem Fahrrad, recht zügig auf uns zu fahren. Ich dachte ich wüsste was nun käme und machte mich langsam in seine Richtung auf und ging ihm entgegen. Doch der Herr hielt vor dem großen Parktor, schloss es und wollte gerade wieder davonfahren. “Ist es kein Problem, wenn wir hier mit den Figuren stehen?” frug ich Ihn. Er schüttelte den Kopf und entgegnete, dass alles was außerhalb des Schlossparks läge, nicht in seiner Verantwortung sei. Erleichtert gab ich Ihm eine kurze Info zu der Aktion und ein paar Postkarten und verabschiedete Ihn in seinen wohlverdienten Feierabend.

Wir hielten noch eine Weile die Stellung, auch wenn nun kaum noch Spaziergänger vorbeikamen. Ich wollte unbedingt noch Fotos in der Dämmerung und im Dunkeln machen und das Warten sollte sich für mich lohnen.

Team Brühl | Schloss Augustusburg

Hier geht die (un)fassbare Reise weiter ➡ Installation „It is like it is“ – Rheda-Wiedenbrück | Tonnies Fleisch