10. Tagebucheintrag

Heimspiel Nummer 2 an der Uni und passend zum anstehenden Kolloquium mit Alanus Gründer und Bilderhauer Professor Andras Kienlin.

In diesen Tage verbrachte ich viel Zeit auf dem Parkplatz an der Bildhauerwiese der Alanus Hochschule an Campus 1. Da nun bereits an mehreren Standorten immer wieder die Standfüße/ Glasplatten der Figuren zu Bruch gegangen waren und diese aus Sicherheitsglas bestehen, dass in tausend einzelne Scherben zerspringt, entschied ich mich den Figuren Platten aus Holz zu verpassen. Warum ein einfaches geleimtes Holz nicht die beste Wahl war, werde ich in einigen Wochen erfahren.

Bereits Tage zuvor freute ich mich auf diesen Termin, um von meinen Erfahrungen berichten zu können. Als ich nun nach drei Wochen das erste Mal wieder an der Uni sein konnte, fiel mir doch eine merkwürdige Distanz und Kälte von Seiten meiner Kommilitonen und Kummilitoninnen mir gegenüber auf. Begrüßt wurde ich an dem Tag von einer Kommilitonin mit den folgenden, für mich sehr zynisch klingenden Worten: “Da kommt er ja unser Superstar!”. Dieser Satz hallte bis heute hundertfach durch meinen Kopf und ich versuchte Contenance zu bewahren.

Das Kolloquium fand also in Mitten der 111 rot-weißen Darstellern der Installation “It is like it is” statt. Mächtig stolz präsentierte ich meine Arbeit und einige meiner Kommilitonen und Kummilitoninnen fanden die Arbeit ähnlich spektakulär wie ich. Selbstverständlich gab es auch andere Meinungen, aber diese fielen zunächst nicht sonderlich ins Gewicht oder ich bemerkte sie aus der Euphorie heraus einfach nicht.

Später begegnete ich einem Kommilitonen mit seiner Freundin. Ihn hatte ich bereits vor dem Studium, bei einem gemütlichen Grillabend im Bildhauerhof kennengelernt. Ich berichtete ihm von der Installation und erzählte von der Begegnung mit der TOP-Fotografin Emanuela Danielewicz in meiner Installation “It is like it is” in Bochum. Das diese, laut eigener Aussage, nur Berühmtheiten fotografiere, uns aber in ihr Atelier eingeladen hat zu einem spontanen Fotoshooting. Ich berichtete davon, dass mich die Fotografin bei dem Shooting fragte, ob sie mich schön oder ehrlich fotografieren solle. Zweiteres läge ihr besser. Ich erzählte, dass sie Fotos gemacht hat, auf denen man wirklich den Menschen erkennen konnte wie er war und, dass Sie während der Shootings ständig die Worte vor sich hin murmelte “Ich sehe Dich nicht. Ich sehe Dich nicht. Ich sehe Dich nicht.” Bis Sie plötzlich sage, “Ok, ich habe Dich!”.
Mit der Reaktion die ich nun von meinem Kommilitonen erhalten würde, hätte ich niemals gerechnet und ich befürchte mir sind sämtliche Gesichtszüge entglitten. Auf meine Aussage hin, dass mich die Fotografin auf den Fotos zeigen wollte wie ich bin, sagte er mir ins Gesicht: “Wie denn!? Eingebildet!”. Wow… mir fehlten die Worte und ich versuchte die Situation zu überspielen, was mir glaube ich auch ganz gut gelang. Aber diese Unverschämtheit traf mich tief und lief mir lange hinterher. Zu der Erkenntnis, dass ich anderen Menschen doch auch zugestehen kann mich scheiße finden zu dürfen, sollte ich erst später auf der bevorstehenden Reise kommen. 😉

Neid und Missgunst werden auf meinem weiteren Weg noch eine üble Begleiterin sein. Eine sehr üble aber überaus lehrreiche Begleiterin.

Aber der Tag hat auch viele gute Dinge hervorgebracht. Z.B. hat der Musiker Volker Milch Fotos der rot-weißen Cornoa-Horde für das Cover seiner neuen CD benutzt.

Hier geht die (un)fassbare Reise weiter ➡ Installation „It is like it is“ – Bonn / Kult41 Ausstellung Irmgard Maria Janssen Otto