Gedenk-Veranstaltung Flutopfer in Blankenheimerdorf mit Live-Performance der „Stummen Zeugen“
Dauerregen im Sommer. Niemand freut sich darüber, aber bei den Menschen in den Gebieten der Jahrhundertflut vom Juli 2021 weckt der prasselnde Regen ganz andere, schreckliche Erinnerungen. Viele Menschen sind nach wie vor von den furchtbaren Ereignissen traumatisiert, denn wo Häuser peu à peu renoviert und Straßen wieder aufgebaut werden, bleibt dennoch der tiefsitzende emotionale Schmerz. Ganz besonders dann, wenn die Nacht vom 14. auf den 15. Juli 2021 alles plötzlich für immer verändert hat weil geliebte Menschen in den Fluten ihr Leben verloren haben.
Deshalb hat das „Team Gedenken“ den nun mehr dritten traurigen Jahrestag der Katastrophe zum Anlass genommen, eine besondere Gedenkfeier für die Opfer und ihre Hinterbliebenen zu gestalten. Passend zum von der Europäischen Union neu eingeführten Gedenktag für Opfer von Klimakatastrophen weltweit lädt das Team am 15. Juli ab 18 Uhr an den offiziellen Gedenkort in Blankenheimerdorf ein. An der Kreuzung der Bundesstraßen 51 und 258 wurden vor zwei Jahren in Erinnerung an die 49 Flutopfer aus NRW 49 Bäume gepflanzt.
Klaus Jansen, Initiator der Website 140721.de, möchte den Ort an diesem Schicksalstag mit Leben füllen und lädt zur gemeinsamen Erinnerung an die Menschen, die in der Flutnacht so grausam und sinnlos ihr Leben verloren haben, ein. Gedenkkerzen werden dazu bereitgestellt.
Als besonderes Highlight hat der Aktionskünstler Dennis Josef Meseg eigens eine spezielle Adaption seiner „Stummen Zeugen“ für diesen Gedenktag entwickelt. Erstmalig eingesetzt wurde die Installation bei einer stillen Mahnwache vor dem rheinland-pfälzischen Landtag im Vorfeld einer weiteren Beweisaufnahme des Untersuchungsausschusses „Flutkatastrophe“ im Februar 2024. 135 weiß umwickelte Schaufensterpuppen standen dabei symbolisch für die Todesopfer der Flut, die nicht mehr selbst für sich und Gerechtigkeit sprechen konnten. Im April gingen die Figuren sogar auf Schifffahrt von Remagen nach Mainz, mit unzähligen Menschen, die vom Ufer aus ihre Solidarität bekundeten.
Für die Kunst-Aktion in Blankenheimerdorf möchte der Künstler seine Installation nun buchstäblich lebendig werden lassen: Unter jedem der 49 Gedenkbäume wird stellvertretend für jeden der in NRW verstorbenen Menschen ein Darsteller im weißen Ganzkörper-Anzug (Morph Suit) stehen. In dieser minimalistischen Umgebung ohne Ablenkung soll dann der Fokus ganz auf der Szenerie liegen, wenn sich die Darsteller in der zweistündigen Aktion sehr gemächlich bewegen und insgesamt bis zu fünf Mal ihre Position unter ihrem Baum verändern werden. Dennis Josef Meseg, der auch als Bildhauer Skulpturen schafft, möchte mit seiner Kunst die fatalen Auswirkungen der Flutnacht aussagekräftig darstellen: „Die Figuren bekommen eine anschauliche Menschlichkeit, denn der Betrachter gewinnt plötzlich einen ganz anderes Gefühl für die Masse an Menschen. 49 Flutopfer sind nicht mehr nur eine abstrakte Zahl, sondern jede Figur steht für ein wirkliches Opfer hier.“
Die künstlerische Visualisierung soll Raum geben für Emotionen und Reflektion der tragischen Geschehnisse, aber auch ein Denkanstoß sein für den Umgang mit dem globalen Klimawandel und wirkungsvollen Präventionsmaßnahmen, um künftig Katastrophen dieser Tragweite zu verhindern. Zudem sieht Meseg die Performance auch als Chance für die trauernden Angehörigen, Gehör zu finden für eine Optimierung der Location mit angemessener Infrastruktur: „An der Gedenkstätte möchte ich auch visualisieren, dass man den Hinterbliebenen einen würdevollen Ort zum Trauern bieten sollte.“
Die Initiative freut sich über jeden Besucher, der an diesem Abend den Flutopfern in Blankenheimerdorf gedenken möchte.
Montag, 15. Juli 2024, 18-20 Uhr Gedenkstätte Blankenheimerdorf
Text von Simone Conen-Dörholt