Schönen Urlaub Plakat Aktion Köln Stroer 2022 Paradise Circus Dennis Josef Meseg und Heiko Heinen

Plakat-Aktion ✈️ ☀️ 🏝 Schönen Urlaub! 1.0 🍹 🏖 📸


Deutschland gehört seit Jahren zu den fünf größten Waffenexporteuren weltweit. Mit deutschen Kriegswaffen werden seit langem auch Scheindemokraten und Diktatoren hochgerüstet.

Der Verkauf von Tod und Unterdrückung lässt die Kassen klingeln und sichert deutschen Wohlstand und Arbeitsplätze.

Auch in diesem Jahr wird unsere Konsumgesellschaft daher wieder ohne schlechtes Gewissen in den erholsamen Jahresurlaub reisen.

Gefragt sind, neben den klassischen Urlaubszielen wie Spanien, Italien, Portugal und Griechenland, vor allem günstige Reisen nach Ägypten und in die Türkei.
Länder, die in diesem Jahr von Millionen Russen und Ukrainern nicht besucht werden, was den deutschen Schnäppchenjäger auf großzügige Preissenkungen aufgrund ausgefallener Buchungen spekulieren lassen darf – es sei denn, die erhöhten Energiepreise machen ihm einen Strich durch die Rechnung.

Schönen Urlaub Plakat Aktion Köln Stroer 2022 Paradise Circus Dennis Josef Meseg und Heiko Heinen

In Kooperation mit dem Fotografen Heiko Heinen möchte der Künstler Dennis Josef Meseg mit seiner gesellschaftskritischen Plakat-Aktion „Schönen Urlaub!“, an hochfrequentierten Plätzen wie Bahnhöfen und Flughäfen das Publikum zum Innehalten und Nachdenken anregen.

Insgesamt wurden folgende Orte mit 13 Großflächen- und 17 Mega-Light-Plakatwände in Köln bespielt.


Denn die Basis für Reichtum und Macht ist Gewalt, ist der Krieg, in all seinen hässlichen Formen. Ob Wirtschaftskriege, feindliche Übernahmen oder Feldzüge – der Sieger nimmt sich, was er haben will. — Und das Volk macht Urlaub.

Gezeigt werden Plakate seiner Installation „Paradise Circus“ mit wechselnden Personen und Figuren, mit der Meseg und Heinen nicht mit erhobenem Zeigefinger belehren wollen, sondern sich vielmehr selbstkritisch als Mitglied einer Wohlstandsgesellschaft miteinbeziehen.

Installation Paradise Circus

Die Rauminstallation besteht aus 15 Tonnen Gewehrmunition, die wellenförmig ausgeschüttet die Wände hochbrandet wie eine Dünenlandschaft. Auf einer Freifläche im Zentrum ist eine Strandszene nachgestellt, mit Planschbecken, Liegestuhl, Schaufensterpuppen und einigen Sandförmchen.

Paradise Circus Kunst-Installation Dennis Josef Meseg The Stage Gallery Cologne 2022

Die Strandszene gleicht einem Postkartenmotiv; ein friedliches, unbeschwertes Bild, das gute Gefühle weckt und zeigt, was man sich leisten kann in einer Wohlstandsgesellschaft.

Jede Waffe, die abgefeuert wird, um zu erobern, trifft immer auch ein zweites Ziel: die Menschlichkeit. Jedes Geschoss, das den Boden verstärkt, auf dem unser Wohlstand wächst, tränkt ihn zugleich mit Blut und Tränen der Anderen. Wir wähnen uns im Paradies. — Tatsächlich aber stehen wir auf einer Scholle Treibsand. Genau über dem Abgrund.

Sonne, Strand und Meer – Ferienreisen haben einen hohen Stellenwert in der Gesellschaft. Wie hoch, das konnte man nach einem Jahr Corona-Pandemie beobachten. Während in Indien zahllose Menschen starben, weil kein Sauerstoff mehr zur Verfügung stand und in Afrika lediglich ein Prozent der Bevölkerung den rettenden Impfstoff erhielt, beklagten sich Bürger westeuropäischer Industriestaaten vor laufenden Kameras, dass sie schon seit einem Jahr nicht mehr in Urlaub fahren durften.

Denn auch die Moral macht Urlaub…

Arbeiten zum Hungerlohn

Die Tourismusbranche ist mit weltweit rund 100 Millionen Arbeitsplätzen einer der größten Arbeitgeber. Doch die Arbeit ist oft schlecht bezahlt, die Arbeitsbedingungen unzumutbar. Vielfach wird über Saisonverträge eine hohe Arbeitsbelastung festgelegt, inklusive zum Teil nicht einmal bezahlter Überstunden.

Viele Arbeitnehmer:innen wagen es nicht, bessere Bedingungen einzufordern, vor allem, wenn sie einen Migrationshintergrund haben und gesellschaftliche Außenseiter sind.

Stellvertretend seien hier Wanderarbeiter aus Bangladesh, den Philippinen oder Nepal genannt, die beim Bau von Hotels und Flughäfen oft wie Sklaven behandelt werden. In einigen Ländern müssen Wanderarbeiter ihre Papiere bei den Vorgesetzten abgeben und sind ihnen dann schutzlos ausgeliefert. Alles für den Traumurlaub des anspruchsvollen Touristen!

Seit Katar den Zuschlag für die Fußball-WM 2022 erhalten hat, sollen dort laut Amnesty International mehr als 6500 Gastarbeiter unter ungeklärten Umständen gestorben oder verletzt worden sein, mussten Vermittlungsgebühren bezahlen oder wurden ihres Lohns komplett beraubt. 84 Wochenstunden unter Androhung von Strafen sind keine Seltenheit – und das alles für König Fußball!

Menschenhandel und Kinderprostitution

Einer der dunkelsten Abgründe im modernen Tourismusgeschäft ist die Kinderprostitution. Sexuelle Ausbeutung von Kindern ist zwar weltweit verboten, dennoch werden viele kleine Menschen in armen Ländern wie Kenia von ihren Eltern zur Prostitution gezwungen. Nutznießer dieser grausamen Praktik sind dort in der Hauptsache Fischer aus Tansania und internationale Touristen.

Zudem hat der Sextourismus in Asien und anderen Teilen der Dritten Welt die Kinderprostitution noch ausgeweitet. Es sind hauptsächlich Japaner, US-Amerikaner und Europäer – bei Letzteren allen voran die besonders reisefreudigen Deutschen, die sich in Thailand Minderjährige aufs Zimmer bestellen. Man hat schließlich Urlaub und möchte sich vergnügen.

Laut einer Studie der Bürgerorganisation Participación Ciudadana hat darüber hinaus die Covid-19-Pandemie zu einer Verschärfung des Menschenhandels in den Touristenorten der Dominikanischen Republik geführt. Aus dem Bericht „Menschenhandel in der Dominikanischen Republik“ geht hervor, dass in Touristenorten wie Higüey, La Romana, Boca Chica und Puerto Plata die schlimmste Form der kommerziellen sexuellen Ausbeutung zu beklagen ist.

Große Teile der dortigen Migrantenbevölkerung sind Opfer von Menschenhandel mit sexueller Ausbeutung und Zwangsarbeit. Versklavung und häusliche Knechtschaft sind oftmals an der Tagesordnung.

Dennoch reisen jährlich Millionen Touristen in die Dominikanische Republik (3 Millionen in 2020), zu den weißen Stränden, dem exotischen Flair teurer Ferienanlagen, den glitzernden Sternen in lauer Nacht. Rund um die Uhr geschützt durch bewaffnete Security. Um all das zu genießen, muss man nur Eines tun: die Not der Armen ausblenden. Ein kleiner Preis für großen Spaß, den man gern bezahlt. Hier und an allen anderen Urlaubsressorts dieser Welt.

Tourismus-Einnahmen unterstützen Despoten-Regime

(in der Türkei rund 29,8 Milliarden US-Dollar in 2019)

Wie z.B. in Saudi Arabien, Ägypten oder der Türkei, wo Menschenrechte mit Füßen getreten werden und man trotzdem gerne hinfährt. Wegen der Sehenswürdigkeiten. Und dem schönen Wetter. Auspeitschungen, Hinrichtungen oder fragwürdige Verhaftungen finden ja auch nur fern der Urlaubshochburgen statt. Und in Antalya gibt es obendrein sehr günstige Hotelzimmer, weil die Stammkundschaft bis auf Weiteres nicht anreisen kann. So hat selbst der Ukraine-Krieg noch etwas Positives. Nur nicht für die Beteiligten.

Als Faustregel gilt: Wo Despoten regieren, sind Menschenrechtsverletzungen an der Tagesordnung. Ob im Kongo, wo bereits 3500 kleine Jungen ihrer Familie entrissen und zu Kindersoldaten ausgebildet wurden; in Russland, wo bereits das Hochhalten einer leeren Seite zu einem Gefängnisaufenthalt führen kann oder in China, wo Menschen im Vorfeld der olympischen Winterspiele aus ihren Häusern vertrieben wurden, ohne eine angemessene Entschädigung zu erhalten und andere wiederum aus Verzweiflung ihre Haustiere aßen, weil man sie wegen Corona mit Waffengewalt am Verlassen ihrer Wohnungen hinderte. Egal ob sie einkaufen oder zum Arzt gehen wollten.

Natürlich ist nicht jeder Mensch, der in fernen Ländern Urlaub machen möchte, egoistisch, ignorant oder gar pädophil.

Urlaub auf Kosten der Umwelt

Aber jeder einzelne macht sich mitschuldig an der fortschreitenden Umweltverschmutzung und dem Klimawandel mit all seinen Katastrophen! Denn jeder weiß Bescheid.

Ein einziger Langstreckenflug verursacht den Ausstoß mehrerer Tonnen Treibhausgase – pro Fluggast! Auf dem Schiff fällt für jeden Passagier in etwa die gleiche Menge CO2 an. Nur kommt bei Kreuzfahrten noch etwas anderes Unverzeihliches hinzu: Die Verklappung einer Unmenge Müll. Meerestiere sterben daran zuhauf; Mikroplastik nimmt den Seetangwäldern, diesem wichtigen, Kohlenstoff senkenden Ökosystem, das Licht und erstickt die Korallenriffe. Von vermüllten Küstengebieten ganz zu schweigen.

Es geht so vieles verloren auf dieser Welt, weil Menschen bei ihrer Urlaubsplanung alles vergessen, was für die Zeit danach – für ein gutes Leben – bedeutend wäre. Flora, Fauna, Arbeitsplätze. Saubere Umwelt. Stabiles Klima. Frieden. In diesem Sinne: schönen Urlaub!

Foto-Galerie von der Plakat-Aktion

Weitere Informationen, Bild- und Videomaterial zur Installation “Paradise Circus”.

Mitwirkende:
Dennis Josef Meseg (Künstler)
Heiko Heinen (Fotograf; https://www.pixelfaenger.com)
Inga Stück (Schauspielerin)
Zaza Doksanovi (Schauspieler)

Mit herzlichem Dank an:
Christopher Goebel (Organisation)
Julia Koslovski (Fotografin)
Daniela Lauffs (Ströer CORE GmbH & Co. KG)

Künstler Portrait Foto Dennis Josef Meseg Heiko Heinen Plakat Aktion Schönen Urlaub! 2022
Fotografin: Julia Koslovski (links: Dennis Josef Meseg; rechts: Heiko Heinen)

    Wenn Sie an dieser Installation für Ihre Stadt, Gemeinde, Ihren Verein, Ihre Galerie, Ihr Museum oder ein anderes Unternehmen interessiert sind, können Sie sich hier über die Verfügbarkeit und den Mietpreis informieren.

    Ein Gedanke zu “Schönen Urlaub! 1.0

    1. Vielen Dank für Ihre Arbeit. Es ist so wichtig auf all diese Missstände immer und immer wieder die Menschen aufmerksam zu machen. Leider machen fast alle immer noch lieber die Augen zu und im Alltag vergisst man schnell wie wichtig es ist endlich umzudenken. Aber gerade Urlaub was unumstritten ein Luxus ist den wir frei gestalten können, sollte mit Bedacht und Gedanken über das eigene Handel sowie dessen Folgen gewählt werden.

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