Kunst-Aktion Aus Galerie wird Armenküche - Suppe statt Champagner 2023 UPdate Galerie Bonn Dennis Josef Meseg

Aus Galerie wird Armenküche 1.0 – Suppe statt Champagner


Helfen ist keine Kunst – aber Kunst kann helfen!


Vor und an Weihnachten, wird gerne geteilt. Dann strahlt der Christbaum im eigenen Zuhause ein bisschen heller.

Aber was geschieht nach dem Fest? Im Januar und Februar, wenn der Winter zuschlägt mit aller Macht, die Tage kurz und die Nächte bitterkalt sind? Menschen hören nicht auf zu hungern, nur weil Lichterglanz und Kerzenschimmer ausgedient haben.

Mitgefühl und Hilfsbereitschaft müssen sich an der Not orientieren, nicht am Kalender.

Helfen ist keine Kunst – aber Kunst kann helfen!

Der Künstler Dennis Josef Meseg und sein Team werden vom 15. Januar 2023 – 09. Februar 2023 (Außer So. 22.01. | 29.01. | 05.02.), 17:00 – ca. 20:00 Uhr, im Rahmen einer Kunst-Aktion in der UPdate Gallery in Bonn, Breitestraße 85, täglich 100 warme Mahlzeiten ausgeben.

Kostenlos, an bedürftige Menschen, die sich satt essen, willkommen und geborgen fühlen möchten. So wie wir alle.

„Was gibt’s heute zu essen?“, ist eine Frage, die jeder kennt und gerne stellt, weil ihr ein so gutes Gefühl folgt. Wenn alle Platz nehmen am Tisch, breitet sich die Vorfreude aus auf eine warme Mahlzeit, auf Geborgenheit und das angenehme Wissen, auch diesmal wieder satt zu werden.
Doch es gibt auch Tische, an denen diese Frage in etwas anderer Form gestellt wird.

„Gibt’s heute was zu essen?“

„Nein“, lautet dort die Antwort, und wie bitter muss es sein, dabei in hungrige Kinderaugen zu sehen. In die Gesichter alter Menschen, die ihr Leben lang gearbeitet haben und trotzdem nur eine magere Rente beziehen. Flüchtlinge, Obdachlose, Hartz4-Empfänger, alleinerziehende Mütter, Opfer der Flutkatastrophe im Ahrtal – die Liste derer, die in unserem Land nicht genug zu essen bekommen, ist lang. Und der unselige Krieg, die explodierenden Strom- und Gaspreise, die immer teurer werdenden Lebensmittel tun ihr Übriges, um diese Situation noch zu verschärfen. Vielleicht können wir nicht allen helfen. Aber wir sollten es versuchen. Denn ein bisschen Glück für jeden ist ein großes Glück für alle.

Tagebuch der Kunst-Aktion

Erste Eindrücke

Tagebucheintrag 14.01.2023 – Vor der Kunst-Aktion


Diese Kunst-Aktion ist auch ein soziales Experiment. Es gibt einige Fragestellungen die sich während der gesamten Planungsphase ergeben haben.

Was macht die Aktion mit uns? Wo stehen wir in 4 Wochen? Wie reagieren die Menschen auf diese Aktion? Wer wird die “Armenküche” aufsuchen? Reicht das Essen für alle? Kommt vielleicht gar keiner? Wer will helfen? Wer wird sich gegen die Kunst-Aktion stellen?

Einige Ergebnisse konnten wir bereits vor dem Start sammeln.



Erstens, finden viele viele Menschen die Kunst-Aktion sehr gut und möchten sogar helfen. Viele Nachbarn der Galerie (Privatleute und Unternehmer) sind begeistert und unterstützen die Kunst-Aktion. Aber es gibt auch Nachbarn in der Umgebung der Galerie die sehr sensibel auf das Thema zu sprechen sind und die versuchen die Aktion aus Angst und Unwissenheit zu verhindern. Es wurde bereits das Ordnungsamt, das Gewerbeaufsichtsamt etc. z.B. von den Eigentümern der Galerie informiert. Zudem wurden “Zu vermieten” Schilder an der Galerie befestigt um die Aktion zu stören. Menschen gibts…

Zweitens, es entstehen bei einigen betrachtenden Menschen sofort kritische Fragen, die die Beweggründe des Künstlers und der gesamten Kunst-Aktion hinterfragen.

ABER: Es verhält sich hier wie bei jeder anderen Art von Kunst auch. Die subjektive Interpretation einer künstlerischen Arbeit durch den Betrachter, sagt mehr über ihn/ sie selber aus, als über die Künstlerin oder den Künstler. 😉 Auch kommt hier das psychische Phänomen zum tragen, dass ich mich immer und ständig (bewußt und unbewußt) mit allem und jedem vergleiche. Und wenn jemand eine solche soziale Aktion macht und ich als Betrachter z.B. nicht, dann muss ich mein eigenes Dasein rechtfertigen und viele versuchen dann, Dinge auf ihr Level herunterzuziehen, damit die eigene Position gerechtfertigt werden kann. Beispiel: Der Künstler macht diese Aktion nur, damit er Aufmerksamkeit bekommt. Und schwups, schon fühle ich mich als Betrachter, der in dem Augenblick nichts soziales tut, ein Stückchen besser. Denn “der/die Andere” macht das ja nur weil …

Los gehts

Tagebucheintrag 15.01.2023 – Die Eröffnung


Bereits um 15:00h waren Chris und ich in der Galerie in Bonn. Wir räumten die letzten Besorgungen und vor Allem die Suppe aus dem Auto und schmissen direkt den Suppenkocher an. Bereits bei der Ankunft nahmen wir die erneute Schikane der Vermieter im Haus 85 in der Breite Straße wahr. Insgesamt 6 DIN-A4 Schilder mit der Aufschrift “Zu vermieten” überstrahlten sämtliche weitere Schilder der Galerie am Gebäude. Mit breitem schwarzen Gaffaband hat der Vermieter diese Schilder am Eingang und den Fenster befestigt. Plötzlich kam eine Gestalt von der Seite gelaufen und riss sämtliche Schilder aB und verschwand unerkannt in der Dunkelheit. Sowas aber auch. 😉 Kunst-Aktion Aus Galerie wird Armenküche - Suppe statt Champagner 2023 UPdate Galerie Bonn Dennis Josef Meseg Insgesamt kamen ca. 20 Gäste in die Galerie. Allen schmeckte die Linsensuppe vom Biohof-Bursch sehr gut. Bereits am ersten Tag erfuhren wir z.B. von dem Schicksal von Peter. Peter hatte Familie, Kind und hatte gerade ein Haus gebaut. Doch dann kam die Bankenkriese und die Situation eskalierte. Heute ist Peter froh ein Zimmer in einem Obdachlosenheim zu bewohnen, wohnte er zuvor doch viele Jahre auf der Straße.

Ein asiatischer Gast bedankte sich nach seiner Mahlzeit und frug, welche Gewürze wir in der Suppe verwendet hätten. Sicherlich seinen es u.A. Barmherzigkeit, Hoffung, Liebe etc.. Wir waren den Tränen nah. ❤❤❤

Ich bin mir sicher, diese Kunst-Aktion wird uns persönlich und unsere gesamte künstlerische Mission bereichern. Wir bleiben gespannt.

Kunst-Aktion Aus Galerie wird Armenküche - Suppe statt Champagner 2023 UPdate Galerie Bonn Dennis Josef Meseg

Tagebucheintrag 16.01.2023 – Tag 2


Heute am Tag 2 besuchte uns als erstes ein Paar mittleren Alters. Die zwar eine Wohnung zusammen haben, aber mit den Nebenkosten nicht mehr zurechtkommen. “Strom, Gas, Wasser, Lebensmittel – es ist alles so teuer geworden, dass wir gerne auf Angebote wie hier zurückgreifen.”, sagte die Frau.
Eine andere Dame war bereits den zweiten Tag bei uns und erzählte von diversen Schikanen der Stadt Bonn und dem Ordnungsamt.

Kunst-Aktion Aus Galerie wird Armenküche - Suppe statt Champagner 2023 UPdate Galerie Bonn Dennis Josef Meseg
Innenbreich Galerie / Armenküche
Ein Mann aus Rumänien klagt von seinem Leid als Verkäufer einer Obdachlosenzeitung. Er wolle nur Arbeiten, aber von den Zeitungsverkäufern gibt es aktuell wohl viel zu viele und somit verkauft er kaum Zeitungen. Er sieht unsere Armenküche als Hoffnungsschimmer in einer Welt in der er sich alleine gelassen fühlt. Und alleine dafür hat sich der heutige Tag bereits gelohnt. Hoffnung!

Ab heute haben wir auch eine Spendendose vor Ort. Wer sich also an der Aktion beteiligen möchte, kann nun auch neben Obst oder ähnlichen Lebensmitteln Geld spenden. Hiervor bieten wir dann zusätzliche Unterstützung, kaufen Lebensmittel und verteilen diese.

Die Vermieter geben leider immer noch keine Ruhe und hatten heute die “Zu-Vermieten-Plakate” zwar reduziert und es befanden sich keine Plakate mehr an den Fenstern, aber nun befanden sich drei statt bisher zwei DIN-A4-Zettel mit breitem schwarzen Gaffeband befestigt direkt am Eingang der Galerie. Glücklicherweise kam ein stärkerer Windstoß und die Plakate wehten befreit davon.

Kunst-Aktion Aus Galerie wird Armenküche - Suppe statt Champagner 2023 UPdate Galerie Bonn Dennis Josef Meseg

Tagebucheintrag 17.01.2023 – Tag 3


Der Tag begann heute damit, dass wir einen neuen Kocher für die Suppe kaufen mussten. Der Weck-Kocher ist bereits nach einem Tag kaputt gegangen. Nun haben wir eine Induktionskochplatte für die Gastronomie und einen 27 Liter Kochtopf, um die Suppe für die Besucher der Galerie/ Armenküche aufzuwärmen. Nun bieten wir auch zwei Größen von Suppenschalen an. Wir haben die letzten beiden Tage gemerkt, dass die kleine Größe für einige Besucher nicht ausreicht. 🙂

Zudem war heute wieder ein starker Medientag. Zwei Radiosender (Campus Radio Bonn und WDR3 – Kultur am Mittag) und das Team von WDR WestArt waren heute den Tag über zu Gast. In geselliger Runde haben wir Essen serviert und die Werbetrommel für die Kunst-Aktion gerührt. Einige Essen wurde wieder außer Haus serviert, da für einige Menschen die Hürde doch sehr hoch ist eine “Armenküche” zu betreten.

Heute war der bisher älteste und der jüngste Gast in der Armenküche. Es nahmen ein Senioren Ehepaar unser Angebot in Anspruch und eine ältere Dame mit Ihrem ca. 3 Jahre alten Enkelchen. Zuckersüß freute sich der Kleine über die Rote-Linsensuppe, einen kleingeschnittenen Apfel und als Überraschung über ein kleines Stück Schokolade.

Heute hatte der Vermieter nur noch 2 seiner aufwändig gestalteten und liebe-/ stilvoll befestigten Schildchen am Eingang der Galerie. Kunst-Aktion Aus Galerie wird Armenküche - Suppe statt Champagner 2023 UPdate Galerie Bonn Dennis Josef Meseg Der Vermieter der Galerie hat sich heute bei der Galeristin Wendy Hack über meine schlechte Kinderstube beschwert und Wendy darum gebeten, mich (wortwörtlich) zurückzupfeifen. Der Vermieter hat heute bei Wendy einen 140x70cm großen Werbebanner mit der Aufschrift „Zu vermieten“ angekündigt, den er über dem Eingang der Galerie befestigen möchte. Lieber Herr Blö… ähh Brinckmann, fassen Sie sich bitte mal an den Kopf und überlegen Sie mal, ob Sie zu den guten oder schlechten Menschen auf diesem Planeten gehören. Wie kann sich ein so alter Mann so kindisch verhalten. 😂 Wir haben uns für die nächsten Tage überlegt, Ihnen bei Ihrem offensichtliches Problem mit der Vermietung Ihrer Räume zu helfen. So sind wir, wir helfen Ihnen bei Ihrem traurigen und frustrierten Problemchen.

Tagebucheintrag 18.01.2023 – Tag 4


Heute startete der Tag recht entspannt. Ohne TV und Radio. 🙂 Obwohl… nach ca. 30 Minuten stand eine junge Frau vom Campus-Radio der Uni Bonn in der Türe. Sie stellte ein paar Fragen, aß eine Suppe und spendete etwas Geld. Der Bericht läuft am kommenden Dienstag auf BonnFM. Weitere Pressemeldungen u.A. zu dieser Aktion findet man hier.
Mittlerweile haben wir bereits ein paar Stammgäste in der Armenküche, die das Angebot täglich nutzen. Mein Kollege Chris war heute leider krank und somit stand ich heute alleine hinterm Herd. Es waren wieder ca. 15-20 Personen zu Gast und kurz vor Schluss habe ich nochmal 10 Portionen zu einem Obdachlosen-Treffpunkt in der Nähe gebracht.

Zu späterer Stunde, kurz vor Feierabend, gesellte sich ein älterer Mann zu mir und erzählte mir, während er seine Suppe aß, dass er sich vor vielen Jahren bei Joseph Beuys an der Düsseldorfer Kunstakademie beworben hatte. Leider ist er nicht aufgenommen worden. Diese Kunstaktion/ dieses wie Beuys es genannt hätte “Happening” erinnerte Ihn an den wohl bekanntesten deutschen Künstler für zeitgenössische Kunst.
Ich fühle mich sehr geehrt, zumal ich nicht das erste Mal mit Beuys verglichen werden. Vor einigen Jahren wurde ich von unterschiedlichen Menschen (u.A. Herrn Prof. Mehlhorn von der Deutschen Gesellschaft für Kreativität aus Berlin) des öfter mal mit Beuys verglichen. Bis dato kannte ich aber auch nur die “Fettecke” und die Geschichte mit der Putzfrau, die wohl von Beuys verklagt wurde, da Sie die Fettecke “sauber gemacht” hatte. Also machte ich mich auf die Suche nach Parallelen und siehe da, Beuys und ich sind uns doch ähnlicher als ich je gedacht hätte. Es gibt tatsächlich einige Parallelen zwischen uns.
Ich bin begeistert und nehme die Herausforderung, das Erbe Beuys anzunehmen und einige seiner Grundgedanken weiterzutragen, an – allerdings unter meiner eigenen Flagge und meiner eigenen Mission.

Unter dem Motto “der Klügere gibt nach” habe ich heute die Schikane-Plakate des Vermieters beim Betreten der Räume abgenommen und beim Verlassen wieder befestigt. Ich bin gespannt, ob er sich damit zufriedengibt. 🙂

Tagebucheintrag 19.01.2023 – Tag 5


Das Warten hat sich gelohnt. Heute waren deutlich mehr Menschen zu Gast als die Tage zuvor. Bereits 20 Minuten vor Öffnung des Speiseraums standen ein halbes Dutzend Menschen vor der Tür. U.A. eine ukrainische Familie und einige Stammgäste.

Nach kürzester Zeit hatten wir bereits die ersten 10 Liter Suppe ausgeschenkt. Insgesamt haben wir heute genau 20 Liter Suppe verteilt, wobei wir 10 Portionen wieder zu der Sammelstelle in der Nähe gebracht haben.
Auch die Anzahl der Essensspenden wird mehr. Bisher haben sich drei Personen mit Obst beteiligt und einige per Geldspende. Ein herzliches Dankeschön auch an dieser Stelle. An der Vermieter-Front ist es auch ruhig geworden. Mein indirektes Friedenangebot wurde vielleicht angenommen. Ich nehme nun weiterhin die Plakate von den Wänden ab wenn wir die Küche öffnen und hänge sie wieder hin wenn wir gehen. Wir bleiben gespannt… ♡

Kunst-Aktion Aus Galerie wird Armenküche - Suppe statt Champagner 2023 UPdate Galerie Bonn Dennis Josef Meseg

Tagebucheintrag 20.01.2023 – Tag 6


Da wir am Vortag sehr viele Besucher hatten, habe ich versucht beim Biohof-Bursch mehr Suppe zu bestellen. Da dies leider nicht möglich war, musste ich 15 große Weck-Gläser beim Biohof-Bursch kaufen und diese als Vorrat für den heutigen Tag in der Armenküche nehmen. Wenn wir die Suppe in Eimern vom Biohof Bursch bekommen, dann zahlt ich 5,00€ pro Liter, so musste ich leider 7,30€ für 900ml bezahlen. Autsch 😉

Ich werde jetzt aber noch mal den Inhaber vom Biohof Bursch kontaktieren, ob wir bei gewissen Abnahmemengen noch einen kleinen zusätzlichen Rabatt erhalten können. Die Kunstaktion läuft insgesamt 23 Tage (Mo.-Sa.). Somit werden wir, bei weiter steigendem Ausschank, ungefähr 500 Liter Suppe benötigen. Dies würde nach dem aktuell vereinbarten Preis etwa 2500,00€ + kosten.

Mittlerweile gibt es zusätzlich noch ein paar Süßigkeiten an die Hand und man kann sich einen wärmenden Tee aussuchen.

Tagebucheintrag 21.01.2023 – Tag 7


Heute war auch wieder nach kürzester Zeit “Full House” in der Galerie/ Armenküche. Wir haben heute aber nicht mehr Suppe ausgegeben wie die Tage zuvor, jedoch sind die Gäste aufgrund der Kälte wesentlich länger geblieben. Insgesamt haben wir heute ca. 15 Liter Suppe verteilt.

Morgen haben wir frei, also können wir hier kurz zusammenrechnen: Diese Woche haben wir über 110 Liter Suppe verteilt. Bei 0,3 Liter pro Portion sind das ganze 366 Portionen. Ich finde das ist ein gutes Ergebnis für die erste Woche von vier.

Wir wünschen allen Besuchern, Lesern etc. ein schönes Wochenende und freuen uns auf die kommende Woche.

Tagebucheintrag 23.01.2023 – Tag 9


Die Aktion bekommt langsam Flügel und zieht immer mehr Helfer und Bedürftige an. Ab sofort haben wir auch eine kleine Ecke mit Secound-hand Kleidung. Aktuell haben wir Schals, Mützen, Handschuhe zu verschenken.
Wer warme Kleidung für den Winter abzugeben hat, kann diese gerne zu den Öffnungszeiten vorbeibringen oder aber im Kiosk gegenüber abgeben. Bitte nur saubere (am besten gewaschene) und ganze Kleidungsstücke vorbeibringen.

Heute war unter anderem ein junger Mann zu Gast, der mit 23 Jahren bereits viel erlebt hat. Vor kurzem ist seine Mutter gestorben, bei der er gelebt hat, und die Vermieter wollten die Wohnung an ihn alleine nicht weitervermieten. So ist er plötzlich von jetzt auf gleich auf der Straße gelandet. Versuche bei dem Vater zu leben sind gescheitert, da dieser selber psychische Probleme hat. Dennoch ist der junge Mann hoffnungsvoll und wir sind uns sicher, dass er schnell wieder auf die Beine kommt…vielleicht mit ein wenig Unterstützung 😉

Viele neue, aber auch bekannte Gesichter haben uns heute wieder besucht. Fast 20 Liter Linsensuppe konnten wir verteilen. Das sind knapp 60 Portionen.

Heute hat sich der Vermieter bei der Galeristin gemeldet und beschwerte sich, dass sich ein Redakteur vom Generalanzeiger Bonn bei ihm gemeldet hätte und nach einem Statement zu der Kunst-Aktion gefragt hat. Der Redakteur schreibt einen Zwischenbericht zur Kunst-Aktion und hätte gerne eine Stellungnahme des Vermieters bekommen. Mal sehen, ob er diese bekommen hat… wir werden es in der nächsten Ausgabe zu lesen bekommen. 🙂

Tagebucheintrag 24.01.2023 – Tag 10


Binnen 2 Stunden waren 15 Liter Suppe ausgegeben. Da wir aber noch eine Stunde geöffnet hatten, bin ich schnell zum Supermarkt und habe ausnahmsweise Suppe gekauft die leider nicht BIO war. Aber besser als keine Suppe für die letzten Besucher.

Mehr und mehr Gäste finden den Weg zu uns. Immer wieder neue Gesichter, aber auch Stammgäste die Armenküche täglich nutzen. Und alles bisher ohne Zwischenfall.

Auch die Kleiderecke kommt gut an. Heute haben alleine 3 Menschen angekündigt Kleidung zu bringen und mind. 3-4 Menschen haben sich Schals, Mützen oder Handschuhe mitgenommen.

Nur der Vermieter scheint es auf die Spitze treiben zu wollen. Ab gestern hängt ein Banner über der Eingangstüre. Es gibt Menschen die sind scheinbar nicht in der Lage Fehler einzugestehen und sich selber von außen zu betrachten…. soooo peinlich der Mann… Aber wir haben schon eine Idee wie wir dieser verzweifelten Seele bei seiner Angst, dass er die Räume nicht rechtzeitig vermietet bekommt helfen können. 🙂 … tbc

Kunst-Aktion Aus Galerie wird Armenküche - Suppe statt Champagner 2023 UPdate Galerie Bonn Dennis Josef Meseg Wie hieß er noch gleich dieser eine Typ von nebenan… Herr Blö… äöhh Bläckman 😉

Chris und ich haben auch lange über das Schicksal des jungen Mannes von gestern nachgedacht und drüber gesprochen. Wir werden ihm nahelegen einen Entzug mit anschließender Langzeittherapie zu machen. Mal schauen, ob wir ihm so helfen können.

Tagebucheintrag 25.01.2023 – Tag 11


Erste Besucherin an diesem Tag war eine 84-jährige Dame die seit wenigen Tagen täglich das Angebot der Armenküche nutzt. Für sie haben wir auf Nachfrage auch ein paar Handschuhe besorgt. Die Handschuhe und eine 100,00€ Spende kamen heute von einer Margret und Ihrem Hund Queen aus Wesseling. Ein herzliches Dankeschön auch an dieser Stelle nochmal.

Kunst-Aktion Aus Galerie wird Armenküche - Suppe statt Champagner 2023 UPdate Galerie Bonn Dennis Josef Meseg Schnell füllten sich auch an diesem Tag die Sitzplätze an unserer Tafel im Zentrum der Armenküche. Da war auch wieder die Mutter mit Ihrem 6 Jahre alten Sohn Vincent. Vincent hatte uns beim letzten Besuch versprochen, dass er uns beim nächsten Mal einen Zaubertrick zeigen möchte. Gespannt warteten 7 Zuschauer auf den Trick. Vincent stand hinter einer kleinen improvisierten Bühne und führte uns seinen Zaubertrick vor. Tosender Applaus folgte und als Dankeschön gab es von uns eine Flasche Bio-Fruchtsaft. 🙂

Am Abend habe ich im Internet Pflegeprodukte zum Verteilen gekauft. Einmal-Zahnbürsten mit Zahnpasta, Einmal-Zahnseide-Haken und einzeln verpackte Reinigungstücher. Ich bin sehr gespannt wie diese Produkte bei dem Gästen ankommen. Wir werden wohl in den nächsten Tagen für die Second-hand Kleidung und die Hygieneartikel ein Regal aufbauen. Es ist und bleibt spannend wie sich die Kunst-Aktion wie von alleine weiterentwickelt.

Tagebucheintrag 26.01.2023 – Tag 12


Sellerie/ Apfel Suppe 🙂 Diese Suppe gab es heute bei uns zu essen. So skeptisch wir und viele andere auch waren, genauso positiv überrascht waren wir nach den ersten Löffeln. Wirklich gelungene Kombination. Leider ist mir der erste Topf angebrannt und wir mussten vorsichtig einen neuen Topf warm machen. Insgesamt haben wir heute ca. 19 Liter dieser köstlichen Suppe ausschenken dürfen.

Wie schnell man sich doch an jeden Besucher gewöhnt müssen Chris und ich zurzeit erleben. Wir kennen viele Besucher bereits beim Vornamen und man fängt an eine Bindung zu verschiedenen Besuchern aufzubauen. Da ist z.B. Olaf, der jeden Abend vorbeikommt. Es ist ein ruhiger und genügsamer Zeitgenosse. Da sind David und Antony, die beiden sind immer gut drauf und lachen viel. Sie kommen auch jeden Abend vorbei und tauschen ein freundliches Lächeln gegen ein paar Teller Suppe, ein paar Süßigkeiten und Obst.

Heute musste ich daran denken, wie es sein wird, wenn wir in knapp 2 Wochen die Galerie wieder an Champagner und “Reiche” zurückgeben werden. Sind wir doch in so kurzer Zeit für viele eine tägliche Anlaufstelle für eine warme Mahlzeit und ein offenes Ohr geworden.

Und auch immer mehr neue Menschen und Geschichten finden den Weg zu uns. Heute haben wir Ingo neu kennenlernen dürfen. Ein 60-jähriger Mann der sein Leben lang als Elektroniker gearbeitet hat. Heute kann er diesen Beruf nicht mehr ausüben, da er eine Nervenerkrankung und kein Gefühl mehr in den Fingern hat. Er beschreibt dieses Gefühl in den Finger, als hätte er seine Hände gerade aus dem Eisfach genommen. Er kann sich nicht mal mehr die Schuhe zubinden oder einen Knopf öffnen oder schließen.

Oft habe ich das Gefühl, dass die Menschen hier viel eher ein offenes und interessiertes Ohr benötigen als eine warme Suppe. Jemanden der sich für Ihre Geschichte interessiert und auch Fragen stellt.

Kunst-Aktion Aus Galerie wird Armenküche - Suppe statt Champagner 2023 UPdate Galerie Bonn Dennis Josef Meseg

Tagebucheintrag 27.01.2023 – Tag 13


Heute war mehr als “Full House”… Ab 18:00h hatten wir Dauergäste, die den ganzen Abend geblieben sind. Zu Spitzenzeiten waren 12 Personen in der Galerie/ Armenküche.

Es wird für uns von Tag zu Tag schwieriger, da es von Tag zu Tag mehr Besucher und somit auch mehr Geschichten und Schicksale sind. Zu den bekannten Schicksalen kam um kurz vor 20:00h eine ältere Frau in die Armenküche und hatte Tränen in den Augen. Sie hätte ein solchen Angebot bisher nicht wahrgenommen und es war ihr sichtlich unangenehm nun Gast in einer Armenküche zu sein. Sie war Physiotherapeutin und hat auf einen Schlag Ihr Haus und Ihre Familie verloren. Die Hintergründe haben wir nicht genau erfragen können (wollen), aber wir sind sicher, dass die Dame die Tage nochmal wiederkommen wird. Vielleicht ist Sie dann bereit etwas mehr zu erzählen. Bis hierhin konnten wir heraushören, dass Ihr Mann sich von Ihr getrennt hat und Sie in eine Klinik hat einweisen lassen für psychische Störungen.

Auch der junge Mann (Marvin, 23) war wieder zu Gast. Allerdings war er sehr mitgenommen und sah sehr erschöpft aus. Er hatte sich Stunden zuvor mühsam sein Geld für Drogen erbettelt und kam dann wohl in eine Polizeikontrolle. Die Beamten nahmen ihm seine Drogen weg und Marvin musste erneut das Geld zusammenbetteln. Dies war aber nicht mehr so einfach, da bereits die Entzugserscheinungen einsetzten und er dann anfängt zu zittern und zu schwitzen. Ab und an muss er dann wohl auch erbrechen.
Als er bei uns in der Galerie/ Armenküche angekommen ist, hat er sich wortlos an den Tisch gesetzt und eine Suppe gegessen. Danach stand er sofort auf und wollte wieder los. Ich habe kurz mit Ihm geredet und ihn für morgen wieder eingeladen. Aktuell übernachtet er im Eingang eines U-Bahnhofs und ist sich nicht mal sicher, ob sein Schlafsack abends noch da ist.

Eine ältere Dame, die auch neu ist bei uns hat ein sehr ausgeprägtes Helfersyndrom. Die Frau ist selber bedürftig und spricht gebrochenes, aber recht gutes Deutsch. Sie hilft anderen Obdachlosen und vor allem Menschen die Drogen nehmen und die deutsche Sprache nicht so gut können bei Behörden- und Arztbesuchen und versucht sie zu Therapien zu überreden. Hintergrund ist, dass Sie selber einen Drogenabhängigen Sohn hat, dem sie aber wohl nicht helfen kann.

Rot weiße Winkekatze Galerie wird Armenküche UPdate Galerie Bonn Aktionskünstler Dennis Josef Meseg

Tagebucheintrag 28.01.2023 – Tag 14


Heute haben wir unser Sortiment um u.A. einige Hygieneartikel erweitert. Es gab heute Kakao in Päckchen, Überraschungseier, kleine Stücke Seife, Zahnpasta, Nähsets und Nagelfeilen. Auch unsere kleine Secound-Hand Kleiderstube wird immer umfangreicher und Menschen nehmen sich nicht nur Sachen mit, sondern tauschen auch Sachen aus. 🙂

Für unseren speziellen Kandidaten Marvin habe ich extra ein paar dunkle Wanderschuhe und ein Fleeceoberteil organisiert und für Käte (84) eine Bommelmütze.

Mir stellt sich speziell in Marvins Fall immer wieder die Frage, in wie weit helfe ich ihm mit den Sachen!? Oder mache ich es vielleicht sogar noch schlimmer? Die Frage stelle sich mir bereits vor einigen Jahren. Ich gebe Obdachlosen regelmäßig Geld, wenn ich jemanden sehe. Und ab und an habe ich dann nicht nur etwas Kleingeld gegeben, sondern auch mal 20, 50 oder sogar 100 EURO. Kurze Zeit späte kam mir in den Sinn, dass dies z.B. für einen Heroin-Junkie ein Todesurteil sein könnte. Wenn er sich hiervon dann zu viel Heroin holt könnte er sich eine Überdosis spritzen oder aber er berichtet anderen Bedürftigen von dieser hohen Spende und die verprügeln ihn um an das Geld zukommen… oder schlimmer. Hier stellt sich dann immer wieder die Frage: In wie weit darf/ oder kann ich in “Gottes Plan” eingreifen!?

Speziell in Marvins Fall kann es natürlich sein, dass ich mit den neuen Schuhen und der Fleecejacke den “Leidensdruck” nur etwas minimiere, damit einen Therapiegedanken nur hinauszögere und alles nur noch Schlimmer für ihn mache.

Es ist schon wirklich eine schwierige Situation und ich glaube einen zweifelsfrei richtigen Weg oder eine zweifelsfrei richtige Entscheidung gibt es hier nicht. Ein paar Tage zuvor hatte ich mir bereits viele Gedanken zu diesem Schicksal gemacht und ich denke, der einzig richtige Weg wäre weiterhin eine Entgiftung im LKH Bonn, eine Landzeittherapie und ein anschließender Ortswechsel. Mal sehen, ob wir Marvin irgendwie dazu bewegen können, diese Langzeit-Lösung auch zu erkennen.

WestArt WDR Galerie wird Armenküche 2023 Bonn
Hier finden Sie das gesamte Presseecho u.A. zu dieser Aktion.

Tagebucheintrag 30.01.2023 – Tag 16


Nach einem Tag Pause, ging es heute sofort wieder mit dem Suppenausschank weiter. Wobei wir mittlerweile ja nicht nur Suppe verteilen, sondern auch Hygieneartikel, Obst, Gemüse, Süßigkeiten, Getränke wie Tee, Wasser und Fruchtsäfte sowie Secound-Hand-Kleidung.

Die Kleiderspenden nehmen immer weiter zu und wir hatten heute sogar ein paar Schuhe und sogar Handtaschen im Sortiment. Drei Paar Schuhe und zwei Handtaschen waren binnen einer Stunde bereits vergeben. Zudem wurden heute mehrere Hosen und ein paar Jacken verteilt.

Heute kam eine junge Frau in die Suppenküche, die ich bereits vor 2 Jahren bei der Tour mit der Installation “It is like it is” kennengelernt habe. Ich habe noch nie einen Menschen kennengelernt, der z.B. Englisch und Französisch so perfekt zu beherschen scheint, aber auch dermaßen verwirrt ist, dass man Ihr einfach nicht folgen kann in Ihren Erzählungen. So langsam bekomme ich vermehrt den Eindruck, dass bei vielen bedürftigen, obdachlosen und drogenabhängigen Menschen ein psychische Störung die Basis Ihrer aktuellen Situation sein könnte. Nicht bei jedem/ jeder, aber doch bei einem Großteil. Diese psychische Störung ist in Ihrer Ausprägung weitgefächert. Zudem fällt mir auf, dass die meisten Menschen hier hochsensibel sind und auch oft eine überdurchschnittlich soziale Einstellung haben.

Viele haben ein ausgeprägtes Mitteilungsbedürfnis und erzählen eine Lebensgeschichte nach der anderen. Vielleicht rührt dies daher, dass wir versuchen den Menschen hier aktiv (bis zu einer gewisen Grenze versteht sich) zuzuhören und sich die Gäste der Armenküche von der Gesellschaft übersehen, gar überrumpelt fühlen. Viele versuchen aber auch Ihre Situation zu erklären und versuchen den Besuch bei uns (auch wenn sicher nicht nötig) irgendwie zu rechtfertigen. Vielleicht wollen Sie auch zeigen, dass Sie mehr sind als einfach nur ein bedürftiger Mensch und, dass Sie oft auch nicht selber bewußt Schuld sind an Ihrer Situation.

Tagebucheintrag 31.01.2023 – Tag 17


Kunst-Aktion Aus Galerie wird Armenküche - Suppe statt Champagner 2023 UPdate Galerie Bonn Dennis Josef Meseg

Kunst-Aktion Aus Galerie wird Armenküche - Suppe statt Champagner 2023 UPdate Galerie Bonn Dennis Josef Meseg

Tagebucheintrag 01.02.2023 – Tag 18


“Hilfe vs. Hilflosigkeit” und “Distanzierung” sind Schlagworte die gut beschreiben, war gerade in meinem Kopf los ist und welche Fragestellungen mich beschäftigen.

Hilfe vs. Hilflosigkeit

Uns begegnen hier Tag für Tag sehr viele unterschiedliche Schicksale, die sehr bewegend sind. Auf der einen Seite frage ich mich, wie man diese Menschen unterstützen kann – an welchen Stellschräubchen man drehen muss, damit derjenige oder diejenige wieder auf die Beine kommt und Ihr Leben in die Hand nimmt. Auf der anderen Seite müssen wir aber auch uns selber schützen und eine gewisse Distanz wahren, damit uns die Dinge nicht zu nahe gehen. Eine schwierige Situation die viel Feingefühl erfordert, um hier das richtige Maß zu finden.

Gerade das Thema Wohnungslosigkeit steht hoch im Kurs und wir werden vermehrt gefragt, ob wir nicht jemanden kennen der eine Wohnung oder ein Zimmer zu vermieten hat. Auch brechen vor unseren Augen Menschen weinend zusammen, weil sie nicht mehr wissen wie es weiter gehen soll. Chris und ich habe lange überlegt, wie wir hier helfen können und sind zu dem Ergebnis gekommen, dass wir das nicht leisten können. Zumindest nicht in dem Umfang der hier teilweise von uns erwartet gar gefordert wird. Wir verweisen auf Hilfestellen in der Umgebung wie die Suchtklinik in der Nachbarschft, Solzialarbeiter oder die Wartelisten sozialer Wohnungsbaugesellschaften. Hier und da haben wir auch schonmal mit ein paar Euro finanziell ausgeholfen, aber mehr können wir auch nicht leisten. Uns fehlt hier auch einfach die Ausbildung in diesem Bereich, die sicherlich auch das große Thema “Distanzierung” behandelt.

Distanzierung

Die große Kunst bei der Distanzierung ist es unter Anderem, nicht desinteressiert zu wirken/ zu werden oder überhaupt nichts mehr an sich heran zu lassen. Sicherlich stumpfen die ganzen Schicksale und Ereignisse über eine gewisse Zeit ab, aber man darf nicht vergessen, dass es alles Einzelschicksale sind und man auch hier niemanden über einen Kamm scheren kann. Von meinem Kollegen Chris habe ich noch einmal mehr lernen können, was es heißt wirklich aktiv zuzuhören. Aber umgekehrt hoffe ich, dass er sich ein wenig meine Fortschritte zum Thema Distanz abschaut. Bei mir gab es in der Vergangenheit schon ähnliche Schicksale, die an mich herangetragen wurden und ich habe diese Dinge einfach viel zu nah an mich herangelassen und bin auch viel zu tief eingestiegen mit Hilfestellungsversuchen. Aber wie ich auch aus meiner eigenen Vergangenheit weiß ist, dass in erste Linie jeder sich erstmal selber aktiv helfen muss. Und das auf allen Ebenen. Sei es bei der Wohnungssuche, bei der Suche nach einem Weg aus der Sucht oder sonstigen Problemen. Wenn man selber nicht wirklich bereit ist an sich zu arbeiten oder für sich einzustehen, dann bringen meist auch Versuche von außen nicht den gewünschten Erfolg. In erster Linie muss sich der Mensch auch wirklich helfen lassen wollen, er muss aktiv in der Hilfestellung mitarbeiten und Termine machen und wahrnehmen etc.. Wenn dies nicht der Fall ist, dann kann man z.B. einem Suchtkranken auch nicht helfen. Zumindest nicht in diesem Augenblick und nicht in diesem Umfang.

Beide Schlagworte passen auf viele Besucher unserer “Kunst-Aktion”, aber auch wieder speziell auf unser Sorgenkind Marvin. Ihn haben wir in dieser kurzen Zeit in vielen Gefühlslagen kennengelernt. Von freundlich, lieb und aufgeschlossen, bis hin zu verzweifelt, rücksichtslos und aggressiv. Gerade bei einer Heroinsucht scheint der Alltag eine reinste Berg- und Talfahrt zu sein. Aber auch wirklich immer auf die Spitze getrieben. Von himmelhochjauchzend bis zu Tode betrübt. Meine Überlegungen hören aber nicht auf in diesem speziellen Fall und ein Lösungsansatz wäre, Marvin anzubieten, dass wenn er in eine Entgiftung geht und eine Langzeittherapie mit Ortwechsel macht, dass man ihm dann außenherum hilft wieder Fuß zu fassen. Ich habe irgendwie das Gefühl, dass ich Ihm das Schulde… aber auch mir und meiner Vergangenheit.

Heute war auch das ZDF zu Gast in der Galerie/ Armenküche. Ich bin mir sicher, es wird ein toller Bericht zum Thema, der viele Menschen erreicht und den ein oder anderen dazu motiviert selber im kleinen Rahmen etwas zu versuchen um die Welt ein Stückchen besser zu machen/ ja zu verändern. Denn dazu haben wir alle die Möglichkeit. Durch unsere Gedanken und vor Allem unser Handeln.

Kunst-Aktion Aus Galerie wird Armenküche - Suppe statt Champagner 2023 UPdate Galerie Bonn Dennis Josef Meseg

Wie Chris gestern festgestellt hat, nehmen wir durch diese Tätigkeit und den damit neu gesetzten Fokus auf einmal viel mehr Menschen auf der Straße wahr, deren Leben in Schieflage geraten ist. Und diese Menschen sind sicher nicht erst die letzten Tage vermehrt in der Stadt unterwegs! Wir haben sie einfach nur nicht mehr wahrgenommen.

Und darum geht es bei dieser Kunst-Aktion im speziellen, aber auch bei vielen anderen meiner Arbeiten. Den Fokus der betrachtenden und sich mit meinen Arbeiten beschäftigenden Menschen zu verändern/ zu versetzen. Den Blickwinkel auf unsere gesamte Gesellschaft zu setzen und diesen zu verändern. Wir sollten so Umstände wie Armut, Obdachlosigkeit, Suchterkrankungen aber auch Tierquälerei, Kriege und Tod nicht aus unserem Leben verbannen. Denn das macht solche Dinge nicht ungeschehen, sondern verschlimmert die Gesamtsituation nach erheblich.

Wie ich bereits in einem vorherigen Tagebucheintrag geschrieben habe, ist es vielen Besuchern unserer Suppenküche viel wichtiger das Gefühl zu haben, dass es noch Menschen gibt die sie nicht übersehen (wollen). Es ist für sie wichtiger zu spüren, dass einem jemand für sie da ist und wirklich mal zuhört. Auch wenn wir mittlerweile deutlicher zu verstehen geben (müssen) wobei hier unsere persönlichen Grenzen sind.

Tagebucheintrag 02.02.2023 – Tag 19



WDR Lokalzeit Bonn Helfen ist keine Kunst, aber Kunst kann helfen Armenküche Bonn 2023
Hier finden Sie das gesamte Presseecho u.A. zu dieser Aktion.

Die Geister, die ich rief.

Manchmal holen einen Dinge aus der Vergangenheit ein, mit denen man nicht direkt gerechnet hat. Ob dies gut ist oder nicht kann man zu Beginn noch nicht genau sagen, aber zunächst muss man sich mit der Situation auseinandersetzen.

Zunächst die Begegnung mit der verwirrten jungen Frau aus der Vergangenheit von mir und der Installation “It is like it is” von Tag 14 in der Armenküche und nun der kleine Bruder einer meiner damaligen besten Freundinnen. Sebastian ist schon sehr früh auf die schiefe Bahn geraten. Ich kenne Ihn bereits seit er 12 Jahre alt war. Heute ist er um die 35 und ist schwer Heroinabhängig.
Als ich heute bei Bäcker um die Ecke das Brot für die Armenküche gekauft habt, sah ich zwei Personen im Eingang eines Hauses auf der Breite Straße in Bonn sitzen. Ich gib an Ihnen vorbei und verlor einen kurzen Blick in ihre Richtung. Das Profil der einen Person kam mir irgendwie bekannt vor und ich vermutete schon, dass sich es sich um den kleinen Bruder einer ehemaligen Freundin handelte. Dies realisierte ich aber erst später und kaufte erstmal das Brot. Auf dem Rückweg waren beide Personen weg und ich vermutete sie in der Armenküche. Und dem war auch so. Sebastian saß auf einem Sessel an der Essenausgabe und hatte bereits nach mir gefragt, da er meinen Namen auf einem der Plakate in der Straße gelesen hatte.
Der Anblick von Sebastian hat mir sehr verletzt und mitgenommen. Es sieht locker 20 Jahre älter aus, als er wirklich ist und kann sich auch nicht mehr richtig artikulieren. Wir haben uns dennoch sehr nett unterhalten und ich fuhr direkt nach Feierabend in einem Geschäft vorbei und habe Sebastian neue Kleidung etc. gekauft. Ich bin gespannt ihn die nächsten Tage wieder in der Armenküche zu treffen und mit ihm zu sprechen.

Tagebucheintrag 03.02.2023 – Tag 20



Wut und Frust

Diese beiden Schlagworte sind schuld, warum ich die letzten zwei Tagebucheinträge etwas verspätet geschrieben und veröffentlicht habe. Und es sind sicherlich nicht nur “Wut und Frust”. Heute war es ein wahres Feuerwerk der Emotionen. Aber nicht nur bei mir, sondern Chris berichtete zum Ende des Tages auch von dem gleichen Phänomen.
Heute wechselten die Gefühle schlagartig zwischen “Zufriedenheit”, “Wut”, “Aggression”, “Enttäuschung”, “Frust”, “Angst”, “Erleichterung”, “Verzweiflung”, “Verwirrung” und noch einigen anderen mehr. Es war kaum auszuhalten.
Wir führten heute die unterschiedlichsten Gespräche und sicherlich spielten hier auch noch die Begegnungen der letzten Tage eine große Rolle.

Ich hatte Sebastian ein paar neue Klamotten gekauft, aber er ist heute nicht aufgetaucht. Seine Begleiterin vom Tag zuvor hatte heute einen anderen jungen Mann im Schlapptau. Auf meine Nachfrage hin, konnte sie mir leider nicht sagen wo Sebastian ist und ob er noch kommen würde. Ich bat sie Sebastian auszurichten, dass ich ihm einige Klamotten auf Seite gelegt hätte.
Irgendwie mache ich mir selber Vorwürfe, dass es Sebastian heute so schlecht geht. Hätte ich daran vielleicht etwas ändern können? Ich weiß es nicht…

Ich hatte Sebastian bereits vor ca. 10-12 Jahren einmal wiedergetroffen und damals zeichnete sich bereits ab, dass er ein schweres Drogenproblem hat oder auch ein noch schwereres bekommen könnte. Ich überredete Ihn mit mir zusammen in einer Suchtklinik in Bonn vorzusprechen und nach einem Therapieplatz bzw. einem Platz in der Jugendpsychiatrie zu fragen. Die Beraterin hatte auch einen Platz für den kommenden Tag frei und ich verabredete mich mit Sebastian für den kommenden Tag 10:00 Uhr an der Klinik. Ich kaufte noch Hygieneartikel etc. für Ihn ein und warte wie verabredet vor der Klinik. Leider kam er auch eine Stunde später nicht und ich konnte Ihn auch telefonisch nicht mehr erreichen. Frustriert, verärgert und enttäuscht zog ich von dannen und kümmerte mich dann auch nicht mehr weiter um Sebastian.

Jahre später trafen wir uns wieder und da hatte Sebastian bereits zwei Kinder und man sah ihm seine Probleme mit den Drogen oder generell mit dem Leben auch schon deutlich an seiner Erscheinung an. Erzählungen von seiner Mutter und Schwester, dass sie von ihm bereits beklaut und belogen wurden hört ich mir entsetzt an und ich fing damals schon an mir Vorwürfe zu machen. Aber auch mein Leben war alles andere als leicht und ich hatte mehr als genug mit mir selber und einer sehr unglücklichen Beziehung zu tun. Die Jahre strichen ins Land. Ich lernte irgendwann auch mal die Kinder und die Freundin von Sebastian kennen und half hier und da auch mal finanziell dort aus. Die Geschichte ist natürlich viel länger und umfangreicher, als ich sie hier in den drei kurzen Absätzen angerissen habe, aber weiter möchte ich auch nicht ins Detail gehen.

… mehr zu dem heutigen Gefühlschaos erzähle ich morgen.

Tagebucheintrag 04.02.2023 – Tag 21



Kunst-Aktion Aus Galerie wird Armenküche - Suppe statt Champagner 2023 UPdate Galerie Bonn Dennis Josef Meseg
Die Erfahrungen, Begegnungen und Emotionen der letzten Tage verschwimmen und verzerren das Bild der Kunst-Aktion.

Kunst-Aktion Aus Galerie wird Armenküche - Suppe statt Champagner 2023 UPdate Galerie Bonn Dennis Josef Meseg

Ich weiß manchmal gar nicht mehr ob eine solche Aktion wirklich nur Gutes bewirkt oder ob es für einige Menschen nachteilig sein könnte. Ich weiß manchmal nicht mehr, ob ich diese Aktion gut finde oder nicht. Ich weiß manchmal nicht mehr, ob sich diese Aktion gut anfühlt oder nicht. Angefangen von dem Thema “Leidensdruck”, den wir einigen minimal von den Schultern nehmen und dadurch eventuell den Schritt in eine Therapie oder sonstige Hilfeeinrichtung nach hinten raus verzögern. Über Anfragen von unterschiedlichsten Hilfestellungen, die wir einfach nicht bedienen können. Bis hin zu Begegnungen und Schicksalen die einen so schnell nicht mehr loslassen. Chris beschreibt z.B. auch, dass er morgens beim Aufwachen teilweise schon ein gewisses Stresslevel hat, wenn er an die Aktion denkt, obwohl wir ja “nur” drei Stunden am Tag vor Ort sind.

Mein Vater sagt mir immer: “Du kannst nicht die ganze Welt retten!”

Auch fällt mir gerade ein Spruch ein, den ich schon mindestens 20 Jahre kenne:

Lieber Gott gib mir die Kraft Dinge zu ändern, die ich ändern kann. Dinge hinzunehmen die ich nicht ändern kann und die Weisheit, das eine vom anderen zu unterscheiden.

Wichtig ist vor Allem auch, dass der oder diejenige sich auch helfen lassen will! Und das ist leider m.E. nicht immer der Fall. Manchmal fällt mir auf, dass wenn man Lösungsansätze ausspricht, von der Gegenseite Argumente gesucht werden, warum das nicht geht.
Der Mensch ist ein Gewohnheitstier und auch an solche negativen Lebenssituationen kann man sich schnell gewöhnen und verharrt in diesen. Es gibt Menschen, die in schlechten Umständen leben und ständig ihr Leid klagen, aber auch nicht wirklich etwas daran ändern möchten. Sie fühlen sich wohl in dieser (an)klagenden Situation und mögen es bemitleidet zu werden. So muss man wenigstens keine Verantwortung für die Situation und sein Handeln übernehmen und hat immer ein wenig “Welpenschutz”.
Oh man, und wie oft sehe ich mich in diesen Menschen wieder. Es gab Zeiten in meinem Leben in denen war ich nicht anders. Viellicht fühlt sich das alles auch deswegen so merkwürdig an. An dieser Stelle halte ich mir selber einen Spiegel vor und muss von meiner eigenen “Künstler-Suppe” kosten.

Aber wie Chris und ich gestern festgestellt haben, sind wir menschlich gereift und nach hinten raus ist diese Aktion mehr als gut verlaufen und angenommen worden. Wir haben viel Gutes bewirkt und werden auch noch mindestens die nächsten 4 Tage an dieser Stelle viel Gutes bewirken. Nichts hat immer nur eine Ebene, so wie die Menschen vielschichtig und widersprüchlich sind, so sind es auch Situationen und wie wir in der Vergangenheit öfter gelernt haben auch “Kunst-Aktionen”.

Tagebucheintrag 06.02.2023 – Tag 23



Endspurt

So langsam befinden wir uns auf der Zielgeraden. Noch drei Tage halten wir die Armenküche offen und so langsam bekommen unsere Gäste lange Gesichter, wenn es darum geht, dass unser “Suppen-Café” am Donnerstag seinen letzten Abend hat.
Warum ich “Suppen-Café” sage!? Nun ja, dahin hat sich unsere Kunst-Aktion in den letzten drei Wochen entwickelt. Wir sind nicht nur ein Ort an dem man eine Suppe bekommt und essen kann, sondern viel mehr ein Ort zum Verweilen an dem man nebenbei auch Suppe, Getränke, Süßes und bekommt. Ein Ort der Begegnung und des regen Austauschs. Mittlerweile sind zu Hochzeiten um die 15 Personen im Gastraum und aktuell geben wir mehr als 30 Liter Suppe pro Tag raus.

“Lange Gesichert”

Irgendwie fühlt es sich ein wenig so an, als würden wir in ein paar Tagen viele Menschen “im Stich” lassen. Ich weiß, dass diese Institution für viele hier ein wichtiger Anlaufpunkt geworden ist und vielen ein Stück weit mehr Lebensqualität gegeben hat. Man kann es in den Gesichtern der Gäste erkennen, wenn wir darüber sprechen, dass wir am Donnerstagabend das letzte Mal öffnen werden.

Das wir die Aktion nochmal machen werden steht außer Frage. Aber wann und wo, dass wissen wir noch nicht. Zunächst müssen sich alle Erfahrungen einmal setzen und wir müssen unsere weiteren geplanten Aktionen und Ausstellungen vorbereiten und abwickeln.

Wie wir heute erfahren haben, hatte die Heilsarmee eine Zweigstelle in der Nähe, die aber wegen “Misswirtschaft” schließen musste. Hier gab es wohl auch eine Küche, eine Kleiderkammer und einer Beratungsstelle. Schade, dass es eine solche Stelle nicht mehr gibt. Genauso wenig gibt es noch einen Schwulen und Lesben Verein in Bonn. Diesem wurde vor vielen Jahren die Location gekündigt und von Seiten der Stadt Steine in den Weg gelegt, als es darum ging ein neues Stammlokal zu eröffnen. Was ist nur los in Bonn!? Zwei mehr als wichtige Einrichtungen schließen, ohne das es an die große Glocke gehangen wird. Ich bin sprachlos… naja fast 😉

Zunächst werden wir in den kommenden Wochen einen ein- bis zweiteiligen Podcast über diese Kunst-Aktion machen. Vielleicht laden wir uns hierzu ein paar Gäste und Gästinnen ein. Es bleibt spannend…

Tagebucheintrag 07.02.2023 – Tag 24



Die Ruhe vor dem Sturm

Die Essensausgabe startete recht ruhig und binnen der ersten Stunde wurden lediglich ein paar Suppen verteilt. Ab der zweiten Stunde füllte sich der Laden jedoch sehr schnell und es waren plötzlich an die 20 Besucher zeitgleich in der Armenküche. Heute gab es zunächst Kürbissuppe und später dann zum ersten Mal Süßkartoffelsuppe. Die letzte von ca. 90 Portionen wurde mit Schlag 20:00h ausgegeben.

Chris musste heute im Fitnessstudio aushelfen und somit war mein Künstler-Freund Max mit am Start.
Heute verlief der Tag sehr entspannt, ohne besondere Vorkommnisse.

Tagebucheintrag 08.02.2023 – Tag 25



Der Sturm nach der Ruhe

Was gestern so entspannt verlief und endete, ähnelte heute in Teilen einer nicht besonders lustigen Comdey-Show. Einige unserer Gäste verhielten sich heute alles andere als wertschätzend und freundlich.
Bereits zum dritten Mal besuchte uns gestern eine Familie bestehend aus einem älteren Herrn, drei mittelalten Frauen und einem kleinen Kind. Ein solch dreistes, gar unverschämtes Verhalten habe ich bei noch keinem unserer obdachlosen oder drogenabhängigen Besucher und Besucherinnen erleben müssen.
Diese Familie sah auch nicht besonders bedürftig aus und hat sich bereits bei Ihren ersten beiden Besuchen sehr daneben benommen. Aber der Besuch heute setzt der ganzen Kunst-Aktion wirklich eine Krone auf.

Freies Zitat: „Was soll das? Die Bananen haben Flecken“. Dieser herablassende Kommentar war einer von vielen an diesem Tag, aber er kam direkt von drei der fünf Personen dieser Familie. Unglaublich… dabei hatten von geschätzt 100 Bananen die dort auslagen ca. 5 ein paar braune Stellen.

Dann wurde ohne zu fragen unsere Toilette hinter der Essenausgabe genutzt und bei der späteren Desinfektion habe ich festgestellt, dass der Spiegelschrank offenstand. Ob was entwendet wurde müssen wir noch bei der Galeristin nachfragen. Leider weiß ich nicht was vorher alles in dem Schrank war.

Auch die Art und Weise wie nach Lebensmitteln gefragt wurde, war mehr als herablassend. Chris und ich haben uns beide sehr schlecht dabei gefühlt.

„Warum habt Ihr die Familie nicht rausgeschmissen!?“ Das fragen sich sicher einige Leser und Leserinnen.
Bei dieser, wie auch bei anderen meiner Aktionen, nehme ich oft die Rolle eines stillen Betrachters ein und schaue wie sich eine künstlerische Arbeit/ Kunst-Aktion entwickelt. Dies auch hier. Ich wollte wissen wohin sich die Aktion entwickelt und das im besten Fall ohne aktiv die Richtung vorzugeben oder zu bestimmen. Wäre dies eine feste Institution, hätte ich sicherlich etwas gesagt und dann müssten wir eh mehr Regularien vorgeben. Aber so war es spannend zu beobachten wie sich einige Menschen verhalten, wenn sie sich weitgehend unbeobachtet fühlen.

Trotzdem ist es schade, dass so etwas am Vorletzten Tag das Gesamtbild der Aktion noch etwas eingetrübt hat. Aber ein solches oder ähnliches Verhalten kam so gut wie nie vor in den knapp vier Wochen. Es überwiegt doch sehr der positive Teil und die positiven Rückmeldungen der Gäste. Aber ich wollte auch diese Seite der Aktion in dieses Tagebuch aufnehmen. Es soll eine realistische Darstellung der Aktion sein.

Tagebucheintrag 09.02.2023 – Tag 26



Das Ziel: Was für eine bewegende Aktion

Heute heißt es: Champagner und (statt) Suppe!

Zunächst möchte hier schreiben, dass ich hier kurz den Ablauf des letzten Tages anreißen werde und ein paar Werte darstelle. Ein abschließender Bericht und der angekündigte Podcast folgen schnellstmöglich.

Heute gab es eine ganze besondere Suppe oder sogar zwei. Auf dem Herd hatten wir insgesamt 40 Liter Rote-Linsensuppe mit Minze. Eine wirklich leckere und ganz besondere Suppe. Die Zweite Suppe servierten wir in Gläsern und die hieß „Champagner“. Um genau zu sein handelte es sich sogar um einen Bio-Champagner. 😊

Kunst-Aktion Aus Galerie wird Armenküche - Suppe statt Champagner 2023 UPdate Galerie Bonn Dennis Josef Meseg Als kleines Geschenk hatten wir für jeden Besucher ein nummeriertes und signiertes Weck-Glas (900ml) mit einer Sorte Suppe der vergangenen Wochen.

Die Verabschiedung der Gäste war sehr emotional und jeder wurde gebeten einen Eintrag in unser Gästebuch zu schreiben. (Das Gästebuch wird die Tage digitalisiert und auf dieser Seite veröffentlicht!)

Genau am letzten Tag musste passieren, was mich noch ein wenig mehr schockiert hat, als die Familie die unsere Armenküche als Sklaven-Supermarkt missbraucht hat. Gestern wollte sich ein sehr betrunkener Mann an unserer Spendendose bedienen. Ich habe es aber noch rechtzeitig gesehen und ihn rausgeschmissen. Der erste Gast den wir in der gesamten Zeit rausschmeißen mussten.

Alles in Allem aber eine gelungene Aktion. Vielen Dank an alle Mitwirkende!

Kunst-Aktion Aus Galerie wird Armenküche - Suppe statt Champagner 2023 UPdate Galerie Bonn Dennis Josef Meseg

Spenden-Stand

26.01.2023

Über PayPal kamen bisher insgesamt 50,00€ zusammen.
Unsere Spendendose an der Suppenausgabe hat bereits 254,00€ einsammeln können.
Plus diverse Essen- und Kleiderspenden
Einem älteren Mann haben wir 50,00€ für den Lebensunterhalt aus der Spendendose gegeben. Er erzählt mir in einem Gespräch über steigende Lebenshaltungskosten nebenbei, dass er bis zum Ende des Monats noch 10,00€ habe.
Unserem jüngsten Gast haben wir ein paar kleine Kinderbücher gekauft und unserer ältesten Besucherin eine Wollmütze.
Einem jungen Mann haben wir Schuhe und eine Thermojacke für insgesamt 60,00€ gekauft.

04.02.2023

Über PayPal kamen bisher insgesamt 170,00€ zusammen.
Unsere Spendendose an der Suppenausgabe hat bereits 342,00€ einsammeln können.
Es kommen weiter vereinzelnte Kleider- und Essenspenden.

Einem jungen Pärchen, die Nachwuchs erwarten, haben wir 100,00€ für den Lebensunterhalt aus der Spendendose gegeben. Sie erzählten uns (sehr glaubhaft), dass Ihr Konto bei der Commerzbank verschwunden sei und sie somit kein Geld zum Ersten bekommen hätten.
Einem Besucher mittleren Alters haben wir Unterwäsche, Schuhe, eine Jeans und eine Thermojacke für 100,00€ gekauft.

Spendenstand nach Ausgaben: 202,00€

09.02.2023

Über PayPal kamen bisher insgesamt 185,74€ zusammen.
Unsere Spendendose an der Suppenausgabe hat bereits 446,20€ einsammeln können.
Gesamt-Spenden über 26 Tage: 631,94€

Spendenstand nach Ausgaben (siehe oben): 429,94€

Diesen Betrag spenden wir dem VfG Bonn.

GLS Überweisung VfG Bonn e.V. 2023

Gästebuch Finissage 09.02.2023



Kunst-Aktion Aus Galerie wird Armenküche - Suppe statt Champagner 2023 UPdate Galerie Bonn Dennis Josef Meseg

Tschüss Wendy



Kunst-Aktion Aus Galerie wird Armenküche - Suppe statt Champagner 2023 UPdate Galerie Bonn Dennis Josef Meseg

Tschüss Herr Blö… ähh Bruck… ähh Bockwurst… was ne Wurst 😉

Rückblickend: 23 Tage Armenküche in 90 Sekunden (09.03.2023)

Logo Leichtsinn

Ein kurzes Resümee der Kunst-Aktion

Aus Galerie wird Armenküche | Suppe statt Champagner


Kurz möchte ich hier in paar Gedanken zum Abschluß dieser Aktion mit Euch teilen

Audio abspielen

Und was schreibt die Presse!?

Verschiedene Pressestellen berichten über “Suppe statt Champagner”


Was passiert aktuell rund um die Armenküche – Erfahren Sie mehr.

Aktuelle Presseberichte

    Wenn Sie an dieser Installation für Ihre Stadt, Gemeinde, Ihren Verein, Ihre Galerie, Ihr Museum oder ein anderes Unternehmen interessiert sind, können Sie sich hier über die Verfügbarkeit und den Mietpreis informieren.

    13 Kommentare zu “Aus Galerie wird Armenküche 1.0

    1. Zuerst möchte ich an dieser Stelle DANKE sagen für diese wirklich wunder-bare Aktion!!

      Diese Kunstaktion hat in Bonn, da bin ich sicher, einiges bewirkt, vielleicht wie das mit den Dominosteinen?
      Einmal die durchgängig positiven Pressemeldungen UND sicher gerade dadurch uns einen Spiegel (nicht die Zeitschrift 😉 vorgehalten, wie viele Bedürftige es auch in dem reichen Bonn gibt. Die Menschen, die ich einmal dort angetroffen habe, sahen auf den ersten Blick nicht arm aus und das ist gut so! Dadurch wird auch das Bild von armen und bedürftigen Menschen etwas geradegerückt. Gleichzeitig verstecken “diese” Frauen und Männer sich oft, weil sie sich schämen. Leider musste ich diese Erfahrung in meinem Berufsleben oft machen.
      Und diese Aktionskunst (gibt es das Wort überhaupt? ) hat hoffentlich einigen Menschen die Scham genommen.
      Jeden Tag zusammenzusitzen und zu plaudern, dazu noch leckeres Essen und Getränke, und das im Warmen -glaube ich- hat euren Gäste für die 26 Tage wieder eine kleine Struktur gegeben.
      Nebeneffekt: andere Menschen konnten sehen, wie einfach eigentlich jeder von uns ein kleines Stück zu einem lebenswerteren Leben beitragen kann.
      Gestern habe ich im Bus eine ältere Dame kennengelernt, sehr gepflegt und sehr elegant und “reich” gekleidet. Wir haben uns unterhalten und ich habe ihr von der Aktion erzählt und dann sagte sie ” Ja davon habe ich gehört, was für eine tolle Idee. Das müsste es öfters geben, damit wir, die in einer feinen sicheren Blase leben dankbar sind und doch auch sehen, wie und wo man ein wenig helfen kann……”
      Das hat mich sehr berührt!!
      Ein afrikanisches Sprichwort sagt: “Viele kleine Leute, die an vielen kleinen Orten viele kleine Dinge tun, können das Gesicht der Welt verändern”
      LG Elsie

    2. Ich finde es auch mega toll zumal das menschliche gerade voll verloren geht in Deutschland deshalb Daumen hoch Herz geöffnet

      1. Hallo Eli, vielen Dank für deinen Kommentar. Ich schaue mal, dass ich in der kommenden Woche einen Spenden Button hier auf der Seite einfügen. Dann kann man direkt über PayPal spenden. Liebe Grüße Dennis

    3. Hallo, super Aktion die ihr da macht. Die Idee ist made in haeven! Man wünscht sich ja als Künstler keine Nachahmer, aber in diesem Fall schon. Liebe Grüße Barbara

    4. Hallo Dennis, ich finde es ganz toll was du immer wieder auf die Beine stellst, um auf die Missstände in unserer Gesellschaft aufmerksam zu machen und auch zu helfen sie zu beseitigen, wo es möglich ist. Ich denke du hast deine Lebensaufgabe gefunden, der ich echt mit Respekt gegenüber stehe, da dass eine oder andere Thema mich selber auch betroffen hat. Hut ab vor dir und deinem Angagenent, bitte weiter so und lass dich nicht von Gegnern unter kriegen ❤️. Liebe Grüße Petra N.

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